Die Konkurrenz unter den Zahlungsabwicklern ist groß. Der niederländische Wirecard-Konkurrent Adyen erweitert daher seinen Kompetenzen um die Ausgabe von Zahlungskarten. Auch sonst liegt der Fokus auf organischem Wachstum.
Adyen hat in der Vorwoche ein eigenes Card-Issuing-Angebot an den Start gebracht. Damit kann der Zahlungsabwickler seinen Kunden nun auch die Ausgabe eigener Karten anbieten. Das Angebot ermögliche es Händlern, ihren Kunden virtuelle oder physische Karten zur Verfügung zu stellen, die online, in der App, in Geschäften und in digitalen Wallets verwendet werden können.
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Organisches Wachstum im Fokus
Zu den Issuing-Plänen hat sich inzwischen auch Finanzchef Ingo Uytdehaage geäußert. „Wir wollen kein Endkundengeschäft aufbauen – das entspricht nicht unsere Mission. Wir wollen unseren Händlern dabei helfen, zu wachsen“, sagte er bei einer Tech-Konferenz von Morgan Stanley in Barcelona. Im Visier habe Adyen dabei unter anderem Unternehmen wie Online-Reiseportale und -Marktplätze.
Darüber hinaus sagte der CFO, dass das Adyen-Management vor allem durch Investitionen in die eigene Technologie und das beste Personal wachsen wolle. Übernahmen kämen dagegen nur in Frage, wenn dadurch laufende Projekte beschleunigt werden könnten. „Eine Plattform zu übernehmen und dann zu integrieren ist so ineffizient“, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters Uytdehaage.
So sieht es bei Wirecard aus
Auch Wirecard hatte nach zahlreichen Übernahmen in den vergangenen Jahren angekündigt, künftig eher organisch und durch Partnerschaften wachsen zu wollen. Eine Ausnahme stellt dabei der Einstieg beim chinesischen Zahlungsdienst Allscore Payment dar, der den Markteintritt in China ermöglichen soll (DER AKTIONÄR berichtete).
Im Privatkunden-Bereich geht Wirecard derweil einen anderen Weg als Adyen. Mit „boon“ hat der DAX-Konzern seit Längerem ein digitales Konto im Angebot, das unter dem Namen „boon Planet“ sukzessive um weiter klassische Banking-Funktionen ausgebaut werden soll. Zudem sollen Guthaben auf dem digitalen Girokonto ab dem nächsten Jahr mit von 0,75 Prozent verzinst werden.
DER AKTIONÄR hatte Adyen im Januar als spekulative Depotbeimischung empfohlen. Angesichts der durchwachsenen Performance bei einer sportlichen Bewertung (KGV 2020: 68) wurde die Position allerdings Ende September glattgestellt. Damit stehen sowohl Adyen als auch Wirecard derzeit nur auf der Beobachtungsliste. Ein attraktiveres Chance-Risiko-Verhältnis bieten aktuell die Branchenkollegen Paypal und Visa.
Hinweis nach §34 WPHG zur Begründung möglicher Interessenkonflikte: Aktien oder Derivate, die in diesem Artikel besprochen / genannt werden, befinden sich im "Real-Depot" von DER AKTIONÄR.