Nach den wiederholten Bilanz-Vorwürfen der Financial Times (FT) hat Wirecard im Oktober eine Sonderprüfung durch KPMG in Auftrag gegeben. Um künftig erst gar keine Zweifel an der Bilanzierung mehr aufkommen zu lassen, soll außerdem die Compliance-Abteilung deutlich aufgestockt werden.
Bei einer Tech-Konferenz der US-Investmentbank Morgan Stanley in Barcelona hat Wirecard-Finanzchef Alexander von Knoop nun konkrete Details zu diesem Vorhaben verraten. Demnach werde der Zahlungsabwickler die Zahl der Compliance-Mitarbeiter in diesem Jahr um rund 50 Prozent erhöhen.
Insgesamt sollen bis Jahresende dann 230 Mitarbeiter in diesem Bereich tätig sein. Zudem habe Wirecard seine Rechts- und Compliance-Abteilungen voneinander abgegrenzt. Ziel der Maßnahmen sei eine „zweite Verteidigungslinie“, zitiert die Nachrichtenagentur Bloomberg den CFO.
Der Ausbau der Compliance-Abteilung dürfte dazu beigetragen haben, dass sich der Personalaufwand in ersten neun Monaten des Jahres um 24,1 Prozent auf 213,4 Millionen Euro erhöht hat. Insgesamt hatte Wirecard zum Stichtag 30. September 5.809 Mitarbeiter – ein Anstieg um rund zehn Prozent zum Vorjahr.
Rechtskosten steigen rasant
Die Vorwürfe der Financial Times und die juristischen Auseinandersetzungen schlagen sich allerdings auch an anderer Stelle im 9-Monats-Bericht nieder: Im Bereich „Sonstige betriebliche Aufwendungen“ haben sich die Rechtsberatungs- und Abschlusskosten im Jahresvergleich mehr als verdreifacht. Nach 9,7 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum standen dort nun 30,1 Millionen Euro zu Buche.
Auch Beratungs- und beratungsnahe Kosten sind zwischen Januar und September um rund 65 Prozent auf 34,1 Millionen Euro gestiegen. Wirecard begründet den Anstieg der beiden Posten im Zwischenbericht insbesondere mit den „Untersuchungen in Asien“. Nicht enthalten sind darin die Kosten für die Sonderprüfung durch KPMG – sie wurde erst nach Ende des Berichtszeitraums in Auftrag gegeben.
Auch wenn Wirecard auf die Richtigkeit seiner Bilanzierung pocht: Sie zu beweisen, kostet Geld. Wenn die Maßnahmen helfen, die Bilanz-Zweifel auszuräumen und vor künftigen Angriffen zu schützen, ist es aber sicher gut investiert. Bis diesbezüglich Klarheit herrscht, rät DER AKTIONÄR zum Abwarten.
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