Volkswagen muss, wie DER AKTIONÄR bereits mehrfach berichtete, derzeit an vielen Fronten kämpfen. Mangelnde Profitabilität, schwache Nachfrage und zähe Fortschritte bei der Elektrifizierung des Portfolios sind nur einige Punkte. Dabei sind diese vor allem auf eine zentrale Baustelle zurückzuführen.
Bei besagter Baustelle handelt es sich um Cariad. Die VW-Tochter wurde 2019 von Ex-VW-Chef Herbert Diess ins Leben gerufen. Ziel war es, eine Software-Plattform zu entwickeln, auf der zu einem späteren Zeitpunkt alle Modelle des VW-Konzerns basieren sollten. Doch die interne Entwicklung der Software läuft alles andere als rund. Cariad kostet VW jährlich rund vier Milliarden Euro, die Ergebnisse lassen allerdings zu wünschen übrig, weshalb es bei der Einführung neuer E-Modelle zu zahlreichen Verzögerungen kommt.
Nachdem bereits der Launch der Prestigeprojekte Audi Landyacht, Landjet und VW Trinity deutlich nach hinten verschoben wurde, kommen jetzt weitere Verzögerungen hinzu. Wie das Handelsblatt am Donnerstag mit Verweis auf Insider berichtet, wird sich unter anderem die Einführung des Audi A6 Etron und des Q6 Etron verzögern. Letzterer basiert auf der gleichen Plattform wie der Porsche Macan, der 2024 und damit ebenfalls später als geplant erscheinen soll. Auch das elektrische Audi-SUV ist nun für frühestens Sommer 2024 angekündigt, nachdem es ursprünglich bereits 2022 an die Kunden ausgeliefert werden sollte.
Nun setzt VW bei Cariad verstärkt auf Kooperationen. Zudem dürften die Investitionen in die Tochter zukünftig zurückgeschraubt werden. Näheres dürfte sich am Freitag ergeben, wenn sich der Konzernaufsichtsrat zur sogenannten Investitions- und Planungsrunde trifft, um die Budgets für die nächsten fünf Jahre festzulegen.
VW hat sich mit der Entwicklung einer eigenen Software, die zu viele Baustellen gleichzeitig lösen sollte, übernommen. Daher sind die Pläne, zukünftig verstärkt auf externe Partner zu setzen, positiv zu werten. Dennoch: Der Schaden ist bereits entstanden. Produktverzögerungen verlangsamen die Elektrifizierung des Portfolios, zudem wurde viel Geld verbrannt. Die VW-Aktie ist derzeit kein Kauf.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Volkswagen Vz..