Schon seit Jahren verspricht Elon Musk allen Tesla-Kunden und –Anlegern den Durchbruch beim autonomen Fahren. Bisher blieb dieser aus. In Deutschland scheint sogar Mercedes-Benz mit seinem Drive-Pilot die Nase vorn zu haben. Am Dienstag wurde bekannt, dass auch BMW in Sachen selbst fahrende Autos einen großen Schritt nach vorne gemacht hat.
Wie Nicolai Martin, Bereichsleiter automatisiertes Fahren bei BMW gegenüber dem Handelsblatt erklärte, werde BMW noch in diesem Jahr das automatisierte Fahren der Stufe drei einführen. Auf diesem Level kann sich der Fahrer auf Autobahnen mit anderen Dingen beschäftigen, muss jedoch bei Aufforderung binnen zehn Sekunden das Lenkrad wieder übernehmen. Zudem wird diese Funktion wie bei Mercedes zunächst nur als Staupilot bis Tempo 60 verfügbar sein.
BMW ist damit – zumindest in Deutschland – weiter als Tesla. Der US-Autobauer weigert sich, bei Unfällen durch den Autopilot die Haftung zu übernehmen. Somit werden die rechtlichen Voraussetzungen für Stufe drei nicht erfüllt. Tesla-Fahrer sind also lediglich mit Level zwei unterwegs und müssen die Straße jederzeit im Blick haben.
Zum Preis des Systems macht BMW noch keine Angaben. BMW-Vorstandschef Oliver Zipse hatte sich noch im Januar skeptisch bezüglich der Marktaussichten geäußert: Ein Level-3-System, das sich bei Regen, Nebel, im Tunnel und im Dunkeln ständig abschaltet, "kauft kein Kunde", sagte er. Aufgrund der aufwendigen Technologien – anders als Tesla setzt BMW nicht nur auf Kameras, sondern auch auf Radar und Lidar-Sensoren – dürften die Kosten für den Autopiloten relativ üppig ausfallen. Mercedes etwa ruft je nach Modell 5.000 bis 7.500 Euro auf.
Tesla-Joker Dojo
In Deutschland haben Mercedes und BMW gegenüber Tesla die Nase zwar vorn. Doch auch der von Musk geführte Konzern arbeitet mit Hochdruck am Durchbruch beim autonomen Fahren und hat dabei ein Ass im Ärmel. Erst kürzlich wurde der Supercomputer Dojo in Betrieb genommen. Dieser soll bis Ende 2024 für eine weitere Milliarde ausgebaut werden und mittels künstlicher Intelligenz die von allen auf der Straße befindlichen Teslas gesammelten Daten verarbeiten, um ein Programm zum autonomen Fahren zu entwickeln. BMW und Mercedes betreiben dagegen Testzentren um ihre Programme zu trainieren und haben so erheblich weniger Daten.
Welcher Ansatz sich letztlich durchsetzt bleibt abzuwarten. Bei den deutschen Autobauern besteht die Hoffnung, dass sich die teuren Sensoren in Zukunft vergünstigen. Tesla hingegen setzt nur auf Kameras, welche billiger, aber auch unzuverlässiger sind. Dafür könnte Dojo für einen Durchbruch sorgen.
DER AKTIONÄR bleibt für Tesla aufgrund der starken Marktposition zuversichtlich, jedoch muss der Konzern beim autonomen Fahren liefern. Letzteres gilt auch für BMW und Mercedes. Die beiden DAX-Titel haben zuletzt mit dem Automarkt korrigiert und sind auf dem aktuellen Niveau einen Blick wert.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Mercedes-Benz.