Jetzt ist es raus: Mit der Mega-Übernahme von Activision Blizzard will Microsoft nicht nur seine Position im Gaming-Sektor stärken. Vielmehr ist auch ein Angriff auf einen Geschäftsbereich geplant, in dem bislang Apple und Alphabet ziemlich dominant sind. Verraten hat das eine Führungskraft bei Microsoft.
Falls die Übernahme von Activision Blizzard durch Microsoft von den Behörden genehmigt wird, will Microsoft schon im nächsten Jahr einen eigenen App-Store eröffnen – für Spiele auf Android- und iPhone-Smartphones. Das sagte der Leiter der Xbox-Sparte, Phil Spencer laut Financial Times in einem Interview.
Hintergrund: Voraussichtlich ab dem nächsten März werden Apple und Google (Alphabet) verpflichtet, in der EU ihre mobilen Plattformen für externe App-Stores zu öffnen. Microsoft will dann erklärtermaßen seine Gaming-Inhalte in einer Art Xbox Mobile Store „auf allen Bildschirmen“ anbieten können. Apple und Google könnten die Durchsetzung dieses Vorhabens allerdings noch eine Weile juristisch verzögern.
Microsoft wiederum ist anscheinend jederzeit bereit. Spencer sagte jedenfalls, die notwendigen Anpassungen an Xbox- und Game-Pass-Apps, um Spiele und Abos auf mobilen Geräten zu verkaufen, seien „ziemlich trivial“. Einen Großteil der Inhalte würde dann Activision Blizzard („Call of Duty Mobile“, „Diablo Immortal“, „Candy Crush“ …) beisteuern.
Gewagte Aussage?
Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass eine solche Aussage die Übernahme, die noch in Großbritannien, Europa und den USA genehmigt werden muss, zusätzlich gefährdet. Tatsächlich ist das kommunizierte Vorhaben aus Microsofts Sicht aber ein Argument für die Genehmigung der Übernahme, weil so zusätzlicher Wettbewerb für das Appstore-Duopol von Apple und Google entstehen würde.
Der Plan von Microsoft ist clever, weil er im Erfolgsfall die eigene Marktposition stärken könnte, während sich der US-Konzern gleichzeitig dafür loben könnte, die Duopol-Stellung der beiden marktbeherrschenden App-Stores erschüttert zu haben. Die Entscheidungen zur Activision-Übernahme aus Europa und Großbritannien werden für Ende April erwartet.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Activision Blizzard