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Foto: Intel Corporation
12.06.2023 ‧ Max Gross

Intel: Neuer Streit um Subventionen

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Intel

Mit einem Investitionsvolumen von 17 Mrd. Euro ist das von Intel in Magdeburg geplante Chipwerk eine der größten Auslandsinvestitionen in Deutschland seit Jahrzehnten. Finanziert wird die Ansiedlung dabei auch durch Subventionen, insgesamt sind Intel 6,8 Mrd. Euro in Aussicht gestellt. Nicht genug, sagt Intel und verweist auf höhere Bau- und Finanzierungskosten, Finanzminister Lindner wiegelt ab. Platzt das Megaprojekt?

Noch vor 30 Jahren wurden fast die Hälfte aller weltweit gefertigten Halbleiter in Europa hergestellt, inzwischen ist der Marktanteil auf unter zehn Prozent gesunken. Ein Großteil der globalen Halbleiterfertigung ist mittlerweile in Südostasien, vor allem Südkorea und Taiwan, konzentriert - mit Blick auf die politischen Spannungen im Pazifikraum ein nicht zu unterschätzendes Risiko. Fieberhaft arbeiten daher sowohl die USA als auch die Europäische Union daran, die als kritisch geltende Halbleiterindustrie verstärkt wieder vor Ort anzusiedeln (On-, Near-Shoring) und stellen hierfür viel Geld bereit. 45 Mrd. Euro hat alleine die Europäische Kommission im Rahmen des Chips Act zur Verfügung gestellt. Mit diesen Mitteln will die EU ihren Marktanteil bis 2030 auf etwa 20 Prozent verdoppeln.

Der im vergangenen Jahr auf den Weg gebrachte Vorstoß zeigt erste Wirkung. Auftragsfertiger Taiwan Semiconductor und Halbleiter-Urgestein Intel sind auf der Suche nach geeigneten Standorten in Europa und dabei auch in Deutschland fündig geworden. TSMC befindet sich zwar noch in Verhandlungen, vieles deutet aber auf einen Standort in Sachsen hin. Intel dagegen ist in Magdeburg fündig geworden und will dort 17 Mrd. Euro investieren. Vom Bund zugesagte Subventionen in Höhe von fast sieben Mrd. Euro dürften dabei eine wichtige Rolle gespielt haben. Intel aber will noch mehr: Infolge der Energiekrise sowie stark gestiegener Kosten bei Baumaterial fordert der US-Konzern nun zehn Mrd. Euro. Zu viel für den Geschmack von Finanzminister Lindner, der auf Einsparungsbemühungen im Bundeshaushalt verweist.

Ein Ende des Megaprojektes dürfte das allerdings nicht bedeuten. Erstens sind die Planungen bereits weit fortgeschritten und zweitens hat man aus den Reihen der Bundesregierung durchblicken lassen, Intel (und anderen Halbleiterherstellern) nötigenfalls anderweitig entgegenzukommen. Diskutiert wird etwa eine Strompreisbremse exklusiv für energieintensive Energien, der Deckel könnte 0,06 Euro pro Kilowattstunde betragen.

Auch das würde den Bund zwar erhebliche Mittel kosten, allerdings ist in der Halbleiterindustrie ein Subventionswettstreit ausgebrochen: Neben den USA hat beispielsweise auch Südkorea, mit einem Marktanteil von 21 Prozent hinter Taiwan ohnehin bereits die Nummer 2 der Welt, umfangreiche Subventionen in Aussicht gestellt. Halbleiterhersteller wie Intel können daher aktuell im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Vollen schöpfen und sich für ihre umfangreichen und kapitalintensiven Investitionsvorhaben auf finanzielle Rückendeckung zahlreicher Regierungen verlassen.

Intel (WKN: 855681)

Die Chance, Halbleiterhersteller wie Intel und TSMC in Deutschland anzusiedeln, wird die um geographische Diversifizierung der globalen Halbleiterindustrie bemühte Politik nicht verstreichen lassen. Wenngleich Finanzminister Lindner höheren Subventionsforderungen von Intel zur Stunde eine Absage erteilt, werden sich andere Maßnahmen finden lassen, dem US-Konzern eine Ansiedlung schmackhaft zu machen.

Für die Aktie dürften die anhaltenden Subventionsdiskussionen ohnehin kaum Auswirkungen haben, hier läuft nach einem ausgedehnten Bodenbildungsprozess in den vergangenen neun Monaten ein erster, vielversprechender Ausbruchsversuch aus dem hartnäckigen Abwärtstrend. Eine aussichtsreiche Chance für Bottom Fisher!

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