Vergangenen Donnerstag hat es die Anleger von AMD, Nvidia und anderen Halbleiteraktien gleich doppelt erwischt. Zum einen sorgte eine schwache Prognose von Gartner für Verunsicherung, zum anderen der Ausblick des Speicherchipherstellers Micron. Die Aktien von AMD kamen daraufhin auf einen Wochenverlust von 15,7 Prozent. Die Aktien von Nvidia gaben in den vergangenen fünf Handelstagen sogar 16,1 Prozent ab. Heute wird in den USA aufgrund des Independence Days nicht gehandelt.
Ein wichtiger Grund für die Schwäche der beiden tonangebenden Chip-Papiere war die jüngste Gartner-Prognose zum PC-Markt. Die Marktforscher erwarten, dass die PC-Auslieferungen in diesem Jahr um satte 9,5 Prozent zurückgehen.
„Ein perfekter Sturm aus geopolitischen Umwälzungen, hoher Inflation, Währungsschwankungen und Unterbrechungen der Lieferkette hat die Nachfrage von Firmen und Verbrauchern weltweit gesenkt und wird den PC-Markt im Jahr 2022 am stärksten treffen“, sagte Ranjit Atwal, Senior Analyst bei Gartner, laut Pressemitteilung. „Die Nachfrage nach Verbraucher-PCs wird im laufenden Jahr um 13,1 Prozent sinken und damit deutlich stärker als die um 7,2 Prozent fallende Nachfrage nach Firmen-PCs.“
Die PC-Sorgen zeigten sich auch in dem schwächer als erwarteten Ausblick von Micron. Im laufenden Geschäftsquartal rechnet Micron lediglich mit einem Umsatz von 7,2 Milliarden Dollar und einem Gewinn je Aktie von 1,63 Dollar. Analysten hatten bisher mit einem Erlös von 9,1 Milliarden Dollar sowie einen Gewinn je Aktie von 2,57 Dollar kalkuliert.
Als Begründung nannte Micron-CEO, Sanjay Mehrotra, die sich jüngst ankündigenden Nachfrageschwächen in den Bereichen PC und Smartphone.
Ein Problem für AMD und Nvidia
Nvidia erlöst rund die Hälfte der Umsätze im Bereich Gaming und damit mit in PCs verbauten Grafikkarten. Bei AMD dürften es etwas über die Hälfte der Gesamterlöse sein, die mit Grafikkarten und Prozessoren für PCs erwirtschaftet werden. Eine deutlich sinkende PC-Nachfrage dürfte die kommenden Quartale beider Unternehmen also negativ beeinflussen.
Es gibt mit den Nachholeffekten bei Gaming-Grafikkarten, die beiden Firmen zugutekommen, sowie den Marktanteilsgewinnen bei AMD aber auch Faktoren, die sich positiv auf die Umsatzentwicklung auswirken sollten.
Die Aktie von AMD bleibt aufgrund ihrer günstigen Bewertung und langfristigen Wachstumsaussichten eine laufende Empfehlung des AKTIONÄR. Im Gegensatz zu Nvidia kann AMD zudem von Marktanteilsgewinne gegenüber Intel Profitieren. Kurz- bis Mittelfristig bleibt das Abwärtsrisiko für das Chip-Papier aufgrund der PC-Schwäche jedoch hoch.
Bei der Aktie von Nvidia sollten die Anleger vorerst auf Abstand bleiben.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Nvidia.