Die Ereignisse überschlagen sich. Erst belastete monatelang politischer Druck aus den USA die Aktienkurse der chinesischen Internet-Giganten. Dann beschloss die chinesische Regierung, im E-Commerce- und Payment-Sektor durchzugreifen. Nun droht nicht nur Alibaba und Tencent in den USA ein sehr baldiges Handelsverbot.
Wie gestern Abend berichtet (siehe Artikel am Textende), überlegen US-Behörden, Alibaba und Tencent auf eine schwarze Liste zu setzen. Kommt es dazu, dürften US-Anleger laut CNBC die Aktien schon ab Montag, 11. Januar, nicht mehr kaufen – und müssten bis November ihre bestehenden Positionen auflösen.
Ganz ausgeschlossen ist ein Delisting nicht, wie der Fall der chinesischen Telekommunikations-Unternehmen gerade zeigt. Erst vergangene Woche hatte die New Yorker Börse (NYSE) den Ausschluss von China Mobile, China Telecom und China Unicom verkündet. Begründet wurde das mit einem Dekret, das US-Präsident Donald Trump im November unterzeichnet hatte. Dabei ging es zur Abwechslung nicht um die Prüfung der Geschäftsberichte der Unternehmen, sondern um deren mutmaßliche Verbindungen zum Militär. Diesen Montag dann der Rückzieher: Die Unternehmen könnten bleiben, hieß es von der NYSE. Gestern die erneute Wende: Ab kommenden Montag soll der Handel mit den Aktien beendet werden.
Das droht auch im Fall von Alibaba und Tencent. Vermögensverwalter betreiben derzeit Lobby-Arbeit in Washington, um einen temporären Handelsstopp oder gar ein Delisting zu verhindern. Große ETF-Anbieter wie Blackrock und Vanguard halten signifikante Anteile an den Unternehmen. Ray Dalios Bridgewater, der größte Hedgefonds der Welt, setzt ebenfalls auf China-Aktien.
Der politische Druck belastet die Kurse von Alibaba und Tencent. Anleger, die in dieser Schwächephase einsteigen oder zukaufen wollen, sollten behutsam vorgehen und nicht alles auf eine Karte setzen. Insbesondere Tencent korrigiert noch auf hohem Niveau. Sollte der Handel tatsächlich auch nur zeitweise ausgesetzt werden, könnten die Kurse massiv unter Druck geraten.
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Alibaba.