Nach der jüngsten Erholungsrally dürfte der deutsche Aktienmarkt ohne Hektik ins neue Börsenjahr 2022 starten. Gravierende Ereignisse sind über den Jahreswechsel ausgeblieben, Omikron verbreitet den erwarteten Stress. In den kommenden Tagen werden unter anderem neue Inflationsdaten erwartet. Der Wochenausblick.
Am Donnerstag vor Silvester ging der DAX nach verkürztem Handel bei 15.884,86 Zähler ins verlängerte Wochenende. Die letzte Wochenbilanz zeigt ein Plus von 1,66 Prozent. Übers ganze Jahr stehen unterm Strich satte 15,8 Prozent Gewinn, womit 2021 zu den besten Börsenjahren gehört.
Anders als 2020 konnte der Index auf den letzten Metern nicht mehr mit einem Rekord auftrumpfen. Der steht bei 16.290 Zählern, die er Mitte November erreicht hatte – kurz bevor die neue Coronavirus-Variante Omikron die Märkte erzittern ließ.
Die Wall Street bietet zum Jahresstart kaum große Impulse. An Silvester verabschiedeten sich Dow Jones, S&P 500 sowie Nasdaq in ruhigem Handel mit leichten Abschlägen. Der Weekend-DAX vom Broker IG wurde am Samstag-Abend bei 15.820 Punkten taxiert – also leicht unter dem Jahresschlussstand.
Für das Jahr 2022 sind viele Börsenexperten optimistisch, dass es zu weiteren Kursgewinnen kommt, obwohl prozentual zweistellige Steigerungen beim DAX eher nicht mehr erwartet werden (DER AKTIONÄR berichtete). Stratege Robert Greil von der Privatbank Merck Finck begründet dies in erster Linie mit einer nachlassenden geldpolitischen Unterstützung durch die US-Notenbank Fed. Und auch die Corona-Pandemie sei noch nicht überstanden.
Omikron-Auswirkungen im Fokus
"Unbestritten ist, dass sich die Omikron-Variante weitaus schneller verbreitet als alle anderen Coronavirus-Varianten zuvor", schrieb Stratege Jürgen Molnar vom Handelshaus Robomarkets. Der Krankheitsverlauf und die Notwendigkeit von Krankenhaus-Einweisungen und Intensivpflege dürften darüber entscheiden, wie sehr das wirtschaftliche Leben beeinträchtigt wird. "Somit dürfte die Börse in den ersten Wochen des neuen Jahres weiter wie ein Seismograf auf die Erkenntnisse und Zahlen zur Omikron-Variante reagieren", erwartet Molnar.
Die Dynamik der wirtschaftlichen Erholung von der Pandemie samt einer Normalisierung der Produktion und der überstrapazierten Lieferketten spielt für die Aktienmärkte eine zentrale Rolle - und damit nicht zuletzt auch die Preisentwicklung. "Leider ist kurzfristig bei keinem der Faktoren eine Trendwende in Sicht", schrieb die Landesbank Baden-Württemberg. Der Start in das neue Jahr drohe aus konjunktureller Sicht unerfreulich zu werden.
Neue Inflationsdaten
Möglicherweise sind die Anleger erst gegen Ende der ersten Börsenwoche 2022 schlauer. So stehen am Donnerstag Inflationsdaten aus Deutschland und am Freitag aus der Eurozone zur Veröffentlichung an. Am Freitag folgen schließlich die Arbeitsmarktdaten aus den USA für den Dezember.
Die Experten der Commerzbank rechnen mit einem "eher mäßigen Arbeitsmarktbericht" und erinnern daran, dass bereits im November die Zahl der neu geschaffenen Stellen enttäuscht hatte. Zugleich sollte aber die Arbeitslosenquote weiter sinken. "Der Arbeitsmarkt verengt sich damit aber weiterhin", heißt es. Jedem Arbeitslosen stünden eineinhalb offene Stellen gegenüber, was die US-Notenbank im März dazu veranlassen sollte, "ihre Anleihekäufe einzustellen und ab dem zweiten Quartal die Zinsen zu erhöhen". Für die Aktienmärkte könnte die Luft also dünner werden. (Mit Material von dpa-AFX)
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