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25.11.2021 Thomas Gebert

Kolumne: Wo ist der Realzins geblieben?

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DAX

Vergrößerte früher das Sparen die Kaufkraft, dezimierte sie es heute. Wird sich das jemals wieder ändern?


Gab es in den USA 1988 bei einer Rendite von acht Prozent für eine zehnjährige Staatsanleihe und einer Teuerungsrate von vier Prozent noch eine reale Verzinsung von vier Prozent, schrumpfte dieser zu erzielende Ertrag in den folgenden Jahrzehnten auf null Prozent vor der Pandemie. Mittlerweile muss sich der Anleihekäufer sogar mit einer negativen realen Rendite von über minus vier Prozent abfinden.


US-Inflationsrate und Rendite einer zehnjährigen US-Staatsanleihe


Offensichtlich hat die Anleiherendite mit der Inflationsrate gar nichts zu tun. Warum sollte sie eigentlich auch? Die Anleiherendite, also der Zins für langfristige Ausleihungen, ergibt sich am Markt durch Angebot und Nachfrage. Die Inflationsrate geht in diesen Preisfindungsprozess gar nicht direkt ein. Ein Zusammenhang zwischen Zins und Inflationsrate liegt also offensichtlich nicht vor.


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TheDailyShot, International Monetary Fund
Mittlere Anleiherendite der 20 größtenIndustrienationen

Je höher die Schulden desto niedriger der Zins

Allerdings lässt sich ein anderer Zusammenhang feststellen. Schauen wir dazu noch einmal auf die Anleiherendite, diesmal aber auf die mittlere Anleiherendite der 20 größten Industrienationen seit 1880, und stellen die Kurve den Staatsverschuldungen dieser Länder, gemessen in Einheiten des Bruttoinlandsproduktes, gegenüber.


Quelle: TheDailyShot, International Monetary Fund
Verschuldung der 20 größten Industrienationen

Die eine Linie sieht aus, wie die andere auf den Kopf gestellt. Während von 1920 bis 1945 die Verschuldungen – kriegsbedingt – anstiegen, fielen die Anleiherenditen zurück. Der Schuldenabbau von 1945 bis 1980 führte dagegen zu einem Anstieg der durchschnittlichen Zinsen von 2,5 Prozent auf 12,5 Prozent. Die erneuten Schuldenorgien seit 1980 ließen kurioserweise die Anleiherenditen wieder sinken, bis fast gegen null Prozent vor der Pandemie.







Keine Änderung in Sicht

Nun sind zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie riesige Geldsummen in die Hand genommen worden und die Verschuldung der großen Industrieländer erhöhte sich damit noch einmal dramatisch. Nach dem über 100 Jahre geltenden Zusammenhang müsste dies zu noch tieferen langfristigen Zinsen führen. Ein positiver Realzins, der die Kaufkraft des Vermögens vergrößert statt es zu schmälern ist damit so weit das Auge reicht nicht in Sicht.


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