Überraschend schnell haben sich die Aktienmärkte vom Banken-Beben wieder erholt. Mit den nahenden, handelsärmeren Oster-Tagen könnte der Schub nachlassen. Der ungünstige Mix aus hohen Zinsen, hoher Inflation und Furcht vor weiteren Banken-Problemen wird den Kursverlauf an den Börsen bremsen. Doch zunächst dürfte noch ein Jahreshoch gefeiert werden. Der Wochenausblick.
Nach dem schwankungsreichen, zeitweilig spektakulären Börsenmonat März trauen Marktbeobachter dem DAX zum Auftakt in den April ein neues Jahreshoch zu. Am Freitag schloss der Leitindex nach drei starken Handelstagen in Folge bei 15.628,84 Punkte und damit noch nicht einmal 80 Punkte unter seinem Jahreshoch von etwas über 15.706 Punkten vom 7. März. Noch höher stand der DAX zuletzt Ende Januar 2022.
Laut Jochen Stanzl, Marktanalyst bei CMC Markets, würde der DAX nach einem Überschreiten der Marke wieder Kurs auf sein Rekordhoch nehmen. Das wurde im November 2021 bei 16.290 Punkten markiert.
Ein Vierzehnmonatshoch könnte laut Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners allerdings "Höhenangst" auslösen. Denn Ostern steht vor der Tür und damit eine verkürzte Handelswoche. Außerdem ist Ferienzeit, sodass viele Anleger den Aktienmärkten fern bleiben dürften und zuvor Risiken im Portfolio reduzieren könnten.
Letztlich verbuchte der DAX ein Wochenplus von 4,5 Prozent. Die Verluste seit dem Kollaps der Silicon Valley Bank, die die Bankenprobleme mit ins Rollen gebracht hatte, sind nahezu wettgemacht. Für das erste Quartal ergibt sich ein Zuwachs von etwas mehr als zwölf Prozent.
Die Berichtssaison der 40 DAX-Konzerne ist unterdessen beendet und "besser gelaufen als gedacht", wie die Experten der Landesbank Baden-Württemberg schreiben. Dafür beginnt nun die "Hauptversammlungs-Saison". Am Mittwoch lädt zum Beispiel die Deutsche Telekom zum Aktionärstreffen.
Vorerst keine Hiobsbotschaften von den Banken – aber...
Seit vor drei Wochen die Silicon Valley Bank mit ihrem Zusammenbruch Turbulenzen im US-Bankensektor verursachte und in der Schweiz innerhalb weniger Tage eine Zwangsehe zwischen der schwer angeschlagenen Credit Suisse und UBS vereinbart wurde, scheint für die Märkte das Gröbste überstanden.
Das Ausbleiben neuer Hiobsbotschaften aus der Bankenbranche hatte in den vergangenen Tagen die Gemüter der Anleger beruhigt. Besser als erwartete Inflationsdaten aus der Euroregion und den USA sorgten für weitere Entspannung.
Wie es nun weitergeht, hängt von vielen Faktoren ab. Die Unsicherheiten im Bankensektor "bleiben schwelend, und neue Unruhen sind jederzeit denkbar", warnt nicht nur Marktbeobachter Timo Emden. Doch aktuell ist die Aufmerksamkeit wieder auf die Notenbanken gerichtet – und damit auch auf jene Konjunkturdaten, mit denen die Zentralbanken ihre geldpolitischen Entscheidungen begründen.
US-Arbeitsmarktdaten am Karfreitag
Daher wird der US-Arbeitsmarktbericht am Karfreitag zentral sein, auch wenn die Börsen nicht direkt reagieren können, da weder in Europa noch in den USA gehandelt wird. Dennoch: Es ist der letzte Jobbericht vor der nächsten US-Notenbank-Sitzung am 3. Mai.
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An den Märkten wird nach den Worten von Deutsche-Bank-Analystin Galina Pozdnyakova "auf Anzeichen einer Abkühlung geachtet", nachdem die Fed über den Zeitraum von fast einem Jahr die Zinsen um 4,75 Prozentpunkte angehoben hat. "Ob diese Erwartungen durch die Daten gerechtfertigt werden, wird entscheidend sein, da die Marktpreise für die nächste Sitzung derzeit zwischen einer Pause und weiteren 0,25 Prozentpunkten schwanken."
Starker Job-Bericht erwartet
Die vorherrschende Erwartung scheint allerdings eine andere zu sein. Übereinstimmend rechnen die Experten von Deutsche Bank, Bankhaus Metzler, Helaba und Commerzbank mit einem starken Jobbericht. "Bisher gab es keine Anzeichen einer nennenswerten Abschwächung", schreibt Volkswirt Edgar Walk von Metzler.
Ähnlich formuliert es Amerika-Experte Patrick Franke von Helaba und kommt dann zu dem Schluss: "Unter dem Strich sollten die Daten bestätigen, dass das Ende der Zinserhöhungen näher rückt, aber noch nicht erreicht ist."
Und die ISM-Stimmung?
Der Fokus der Fed dürfte Franke zufolge klar auf der Preisniveau-Stabilität bleiben und dafür sei eine Wirtschaftsabkühlung "wohl unausweichlich". Diese zeige sich bisher neben dem Immobilienmarkt auch im Verarbeitenden Gewerbe. "Der beste sektorale Stimmungsindikator, der nationale ISM-Einkaufsmanager-Index, liegt seit einiger Zeit unterhalb der Marke von 50, die Expansion von Kontraktion trennt. Auch um den Sondereffekt der Lieferketten-Probleme bereinigt, zeigt sich hier eine eindeutige Verlangsamung."
Anders jedoch sehe das für den Dienstleistungsbereich aus, der das Gros der gewerblichen US-Wirtschaft ausmache, schreibt er. Nachdem der ISM-Dienste-Index im Dezember unter 50 gesunken war, war er im Januar über 55 gestiegen, weshalb am Montag und Mittwoch auch diesen US-Daten besondere Aufmerksamkeit zukommen dürfte.
In Deutschland stehen vor allem die Auftragseingänge der Industrie im Fokus, die am Mittwoch veröffentlicht werden, sowie am Donnerstag die Daten zur Industrieproduktion im Februar. Beide dürften im Monatsvergleich leicht rückläufig gewesen sein. (Mit Material von dpa-AFX)
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