Sich abkühlende Inflationsdaten aus den USA und der Euro-Zone nährten zuletzt die Hoffnung der Anleger, dass die großen Zentralbanken nun mit der Erhöhung der Zinsen fertig sind. Das macht Aktien attraktiver. Der DAX nähert sich in großen Schritten seinem Rekordhoch. Schon in naher Zukunft könnte es soweit sein... Der Wochenausblick.
Die Jahresendrally am deutschen Aktienmarkt ist in vollem Gange. Angetrieben von Erwartungen auf bald sinkende Zinsen übersprang der DAX am Freitag die Marke von 16.300 Punkten. Letztlich gewann der Leitindex 1,1 Prozent und endete auf 16.397 Zähler praktisch auf seinem Tageshoch und verbuchte damit ein Wochenplus von rund 2,3 Prozent.
Die laufende Rally hat den DAX von seinem Oktober-Tief aus inzwischen um fast 12 Prozent nach oben getrieben. Der Großteil der Korrektur seit August ist damit wettgemacht. Zudem schaffte das wichtigste deutsche Börsenbarometer seine fünfte Woche in Folge im Plus. Das entspricht der längsten Gewinnserie des Jahres 2023. Charttechnisch gesehen ist der Weg bis zum Rekordhoch bei 16.528,97 Punkten frei. Schon in der neuen Woche könnte es soweit sein. Denn am Freitag zog der nachbörsliche DAX mit einer freundlichen Wall Street noch bis etwa 16.450 Zähler an.
Unterschwellige Unsicherheit
Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, rechnet damit, dass die Erholung am deutschen Aktienmarkt noch weitergeht, da sich die Einschätzungen der künftigen Geldpolitik gewandelt hätten. Grund dafür sei der anhaltende Rückgang der Inflation in den USA und im Euroraum. In der Folge hätten sich wieder neue Hoffnungen auf baldige Zinssenkungen im kommenden Jahr herausgebildet und zu deutlich sinkenden Anleiherenditen geführt. "Allerdings hat es in diesem Jahr bereits mehrere solcher Meinungs-Umschwünge gegeben. Auch jetzt bleibt die Unsicherheit über die weitere Marktentwicklung hoch", betonte Kater.
Aus Sicht von Helaba-Expertin Claudia Windt läuft sich die Jahresendrally an den Aktienmärkten warm. So könnte in der neuen Woche beim DAX der bisherige Höchststand bei knapp 16.529 Punkten fallen. Es bleibe aber eine Gratwanderung, da sich zumindest in den USA die Wirtschaftsaktivität laut dem Konjunktur-Bericht (Beige Book) der US-Notenbank Fed allmählich abkühle. Die Frage für Aktienanleger sei, wie sehr. Windts Helaba-Kollege Markus Reinwand sieht den fairen Wert des DAX derzeit bei 17.500 Indexpunkten. "Wir erachten die Kurserholung daher als nachhaltig und sehen mit Blick auf 2024 weiteres Potenzial", bemerkte Reinwand.
Chance-Risiko-Verhältnis hat sich verschlechtert
Nach Einschätzung von Marktexperten der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) dürfte bis zum Jahresschluss kein Verkaufsdruck mehr aufkommen. Allerdings habe sich das Chance/Risiko-Verhältnis nach der November-Rally eingetrübt. Insofern könnte die "inzwischen sehr optimistisch gewordene kurzfristige Marktstimmung bei mittelfristig spürbarer Skepsis" nach dem Jahreswechsel wieder als Kursbremse wirken. Andere Marktexperten verwiesen darauf, dass der RSI des DAX seit Tagen eine "überkaufte" Lage zeige. Ein Rücksetzer bis in die Region 16.100 bis 16.200 Punkten sollte nicht überraschen.
"Ob der vorherrschende Zinsoptimismus weiter anhält, müsste auch von der Konjunkturseite bestätigt werden", gaben die Experten der Commerzbank zu bedenken. Weitere Aufschlüsse darüber könnten die US-Beschäftigungsdaten des privaten Dienstleisters ADP am Mittwoch geben. Der Arbeitsmarktbericht für November am Freitag könnte einer der letzten Indikatoren vor der FOMC-Sitzung sein, der die Notenbanker doch noch zu einer weiteren Zinserhöhung bewegen könnte. Schwächer erwartete Daten dürften "neben der sinkenden Entwicklung beim US-Konsum dafür sorgen, dass sich die Fed bei der Inflationsbekämpfung auf dem richtigen Weg wähnt und künftig eher über Zinssenkungen als über weitere Bremsmaßnahmen nachdenken sollte", so die Commerzbank.
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Konjunkturdaten und Unternehmens-Termine
Frische Zinsimpulse dürften auch die US-Auftragseingänge der Industrie am Montag und der ISM-Index für den Dienstleistungssektor am Dienstag liefern. Einen Blick wert sein könnten zudem die Daten zur US-Handelsbilanz am Mittwoch und der Uni-Michigan-Index zum Verbrauchervertrauen am Freitag. In China sollte der Anlegerfokus auf dem Caixin-Dienstleistungsindex liegen, der am Dienstag bekannt gegeben wird. Der Datenkalender für die Eurozone ist unspektakulär.
Aus Unternehmenssicht ist es nach dem Abflauen der Quartalsberichtssaison in Deutschland ruhig geworden. Entsprechend wenig Termine stehen auf der Agenda für die neue Woche. Dabei sollten die Investoren-Veranstaltungen von Continental am Montag, Brenntag am Dienstag sowie BASF und Siemens Healthineers am Donnerstag im Mittelpunkt des Interesses stehen. Zudem hat der Touristik-Konzern TUI für Mittwoch die Bekanntgabe seiner Zahlen für das Geschäftsjahr 2022/23 avisiert.
Überprüfung der DAX-Familie
Am Dienstag nach US-Handelsschluss gibt die Deutsche Börse zudem die Ergebnisse ihrer turnusmäßigen Überprüfung der DAX-Familie bekannt. Währende es im DAX keine Änderungen geben dürfte, sollte es Bewegung im MDAX sowie im Nebenwerte-Index SDAX geben. Aroundtown und der Waferhersteller Siltronic dürften laut Index-Experte Luca Thorißen von Stifel nun in den MDAX aufgenommen werden. "Dafür müssen, Stand heute, wohl ProSiebenSat.1 und der Recycling-Spezialist Befesa in den SDAX absteigen", so der Analyst am vergangenen Dienstag. Allerdings seien Änderungen durchaus noch möglich, denn statt Befesa könnte es auch den Wechselrichter-Hersteller SMA Solar treffen. Oder es könnten sogar beide absteigen.
Zudem klopft mit dem Hersteller von Spritzen und Ampullen für die Arzneimittel- und Biotech-Industrie Schott Pharma ein Börsenneuling an die Eintrittspforte des SDAX. Etwaige Änderungen treten am Montag, 18. Dezember, in Kraft. (Mit Material von dpa-AFX)
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