Die Aktie des Elektroauto-Herstellers BYD hat seit Beginn der Handelswoche rund zehn Prozent verloren. Grund war die Ankündigung von BYD, die Preise für einige Modelle zwischen 5.000 und 10.000 Renminbi (umgerechnet zwischen 650 Euro und 1.300 Euro) zu senken. Das schürte unter den Investoren die Sorge vor einem anhaltenden Preiskrieg, rückläufigen Margen, hohen Beständen bei den Händlern und neuen Wettbewerbern wie etwa Huawei.
Analyst Ken Lee von UOB Kay Hian war lange Zeit einer der größten Optimisten was die weitere Kursentwicklung der BYD-Aktie angeht. Sein Kursziel lag zuletzt bei 630 Hongkong-Dollar (umgerechnet rund 82,20 Euro). Vor wenigen Tagen die Kehrtwende: Ken Lee reduzierte sein Kursziel für BYD von 630 auf 140 Hongkong-Dollar.
Lee begründete sein Umdenken mit einer sinkenden Kapazitätsauslastung bei BYD, Preissenkungsdruck sowie sich auftürmenden Lagerbeständen.
„Hinzu kommt ein zunehmender Wettbewerbsdruck durch Geely, Guangzhou Auto Aion, Li Auto, Changan und vor allem Huawei mit dem Modell Aito", so Lee in einer Notiz.
Lee blieb allerdings bei seinen Schätzungen für die Jahre 2023 und 2024. Der Experte geht demnach weiterhin davon aus, dass BYD im laufenden Jahr den Absatz auf 3,0 Millionen Autos steigern wird. 2024 lautet das Ziel 3,5 Millionen Einheiten.
Die Experten der UBS halten dagegen. Zwar haben die Preissenkungen von BYD Sorgen unter den Anlegern auf einen anhaltenden Preiskrieg ausgelöst, jedoch sollte man diesen laut Analyst Patrick Hummel nicht zu hoch bewerten.
Nach dieser Runde von Preissenkungen betrage der durchschnittliche Rabatt auf BYD-Modelle 2023 rund 10.000 Renminbi, so die Experten der UBS. 2022 gab BYD nahezu gar keine Rabatte auf die Fahrzeuge.
„Die Preissenkungen der BYD Company stehen nicht nur im Einklang mit der Deflation bei den Rohstoffen, sondern auch relativ bescheiden im Vergleich zu seinen Konkurrenten. Zum Beispiel haben sowohl Tesla und Nio ihre Preise um mehr als 30.000 Renminbi seit Jahresbeginn gesenkt“, so Hummel von der UBS in seiner aktuellsten Studie.
Darüber hinaus sollte man bedenken, dass die Kosten für BYD seit Jahresbeginn um 15.000 bis 20.000 Renminbi pro Fahrzeug gesunken sind. Grund dafür sind unter anderem niedrigere Lithiumpreise inklusive Skaleneffekte durch Größenvorteile und technische Optimierungen, die zu weiteren Kosteneinsparungen beitragen haben.
Die UBS bleibt aufgrund dessen bei ihrer positiven Einschätzung zu BYD. Ein potenzielles Rentabilitätspotenzial bestehe durch Premiumisierung, einen steigenden Exportanteil, Kostenoptimierung und Rohstoffdeflation. Das Kursziel von des Analysten-Team um Patrick Hummel lautet 360 Hongkong-Dollar (umgerechnet 46,50 Euro).
In den letzten Quartalen hat es BYD geschafft, die Margen zu verbessern. Möglich wurde das durch Skaleneffekte sowie der hohe Fertigungstiefe inklusive der Entwicklung und Fertigung eigener Batterien (Blade-Battery). In Zukunft wird BYD eine Matrix bilden, die die Marken BYD, Denza, Yangwang und Fang Cheng Bao, die die umfassende Nachfrage der Nutzer nach Fahrzeugen in allen Dimensionen und Szenarien abdecken. Anleger können nach dem Kursrutsch eine Position wagen.
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