Die Berichtssaison in den USA und die von der EZB erwartete Zinssenkung am Donnerstag dürften in der neuen Woche für frischen Schwung am deutschen Aktienmarkt sorgen. Auch Milliarden an Konjunkturhilfen für China sollten gut bei den Börsianern ankommen. Der DAX könnte neue Rekordhöhen in Angriff nehmen. – Der Wochenausblick.
Ein ermutigender Start in die US-Berichtssaison hat den Deutschen Aktienindex DAX zuletzt wieder näher an sein bisheriges Rekordhoch gebracht. Am Freitag stieg der deutsche Leitindex zum Xetra-Handelsende auf 19.373 Punkte. Auf Wochensicht bedeutet dies ein Plus von 1,3 Prozent. Die Ende September erreichte Bestmarke steht bei 19.491 Punkten und könnte schon bald wieder getestet werden.
Unterstützung kam kurz vorm Wochenende einmal mehr aus New York, wo sowohl das US-Aktien-Leitbarometer Dow Jones Industrial als auch der marktbreite S&P 500 neue Rekordhöhen erreichten.
In der neuen Woche steht neben der Berichtssaison vor allem die Geldpolitik mit der Leitzins-Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag im Fokus. Börsianer rechnen fest damit, dass die EZB vor der dritten Zinssenkung in diesem Jahr steht. Fast alle Experten gehen davon aus, dass der für die Finanzmärkte relevante Einlagesatz am Donnerstag um 25 Basispunkte auf 3,25 Prozent nach unten gesetzt wird.
Die DZ Bank rechnet mit einer weiteren Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte. Die Währungshüter dürften aber offen lassen, in welchem Tempo die kommenden Senkungen erfolgen, schrieb Analystin Sonja Marten in ihrem Ausblick auf die Sitzung. Die im September im Jahresvergleich auf 1,8 Prozent gesunkene gesamteuropäische Inflationsrate liege zwar unter der Zielmarke der EZB, jedoch bleibe der binnenwirtschaftliche Preisdruck ausgeprägt. Dies spreche grundsätzlich für eine Fortsetzung des vorsichtigen Zinssenkungskurses.
Tendenziell begünstigen geldpolitische Lockerungen den Aktienmarkt. Aktien gewinnen dann an Attraktivität, weil andere Anlageklassen weniger Zinsen abwerfen. Gute Quartalszahlen von Unternehmen wären für steigende Aktienkurse allerdings auch erforderlich.
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In den USA stehen in der neuen Woche die Einzelhandelsumsätze und die Industrieproduktion am Donnerstag an. Ökonomen sehen mittlerweile keine Anzeichen für eine US-Rezession mehr. "Ein hohes Produktivitätswachstum hält trotz gesundem Lohnwachstum die Lohnstückkosten und damit den Inflationsdruck niedrig, während Gewinne und Konsum gestützt werden", fasst Eckhard Schulte von MainSky Asset Management via Reuters zusammen. "So kann trotz starker Nachfrage die Inflation fallen und die US-Notenbank die Zinsen weiter senken." Als Treiber für die Börsen sieht er eine anhaltend positive Gewinndynamik der US-Unternehmen.
Die nun beginnende Berichtssaison in den USA biete Anlegern eine willkommene Abwechslung zum bislang dominierenden Thema Geldpolitik, schrieb auch Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. Die Erwartungen an das Gewinnwachstum im dritten Quartal hätten sich zwar mit gut vier Prozent seit dem Sommer halbiert, dennoch wäre es das fünfte Quartal in Folge mit Gewinnwachstum. "Und wenn die Messlatte der Erwartungen erst einmal niedrig liegt, fällt es den Unternehmen leichter, darüber zu springen", führte Stanzl aus. Die Hoffnung auf positive Überraschungen sei durch die stark nach unten revidierten Erwartungen gestiegen.
Nachdem im US-Bankensektor bereits JPMorgan und Wells Fargo ihre Büchner öffneten, berichten in der neuen Woche weitere Finanzhäuser: Goldman Sachs, die Citigroup sowie die Bank of America am Dienstag, zur Wochenmitte dann U.S. Bancorp und Morgan Stanley. Außerdem melden im Wochenverlauf unter anderem noch Johnson & Johnson, UnitedHealth, Netflix und Procter & Gamble ihre Q3-Zahlen.
Hierzulande steht der Labor-Zulieferer Sartorius mit Quartalszahlen am Donnerstag im Blick. Aus Frankreich kommen am Dienstag Zahlen von LVMH. Und aus den Niederlanden meldet am Mittwoch ASML Geschäftszahlen – als Ausrüster von Halbleiter-Unternehmen ein Gradmesser für die Branche.
Von der Commerzbank hieß es, es sei für die DAX-Gewinnperspektiven wichtig, dass die US-Konjunktur eine Rezession vermeide und Chinas Konjunktur wieder etwas zum Leben erwache. Der deutsche Leitindex bekomme derzeit Rückenwind, da viele Investoren hofften, dass der für viele DAX-Unternehmen wichtige Exportmarkt China wieder etwas stärker wachsen werde, schrieb Commerzbank-Experte Andreas Hürkamp. Die mittelfristigen Aussichten für den DAX hätten sich zuletzt verbessert, weil US-Konjunktur-Indikatoren positiv überrascht hätten und in China sich eine wieder expansivere Geld- und Fiskalpolitik abzeichne.
Am Samstag hat China angekündigt, die Emission von Staatsanleihen "erheblich" zu erhöhen. Man werde spezielle Anleihen ausgeben, um der stotternden Wirtschaft zu helfen. Dafür habe man umgerechnet 325 Milliarden Dollar an Mitteln aufgenommen, die China in den nächsten drei Monaten einsetzen könne, um den Immobilienmarkt zu stützen, die lokale Verschuldung zu verringern und die Banken zu unterstützen, meldet AFP. Der chinesische Finanzminister Lan Fo'an sagte auf einer Pressekonferenz zuvor, dass es in diesem Jahr weitere "antizyklische Maßnahmen" geben werde.
Bei den Wirtschaftsdaten der neuen Woche dürften Anleger auf die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland achten, die am Dienstag veröffentlicht werden. Am Mittwoch werden noch Einzelhandelsumsätze für August veröffentlicht, am Donnerstag der Auftragsbestand für das verarbeitende Gewerbe. (Mit Material von dpa-AFX)
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