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19.06.2022 Martin Mrowka

DAX-Ausblick: Müssen Anleger Angst vor der neuen Woche haben?

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DAX

Das R-Wort hört man in den vergangenen Tagen immer häufiger – Rezession. Noch ist der Wirtschaftsabschwung noch nicht ausgemachte Sache. Doch kurzfristig orientierte Anleger haben schon mal Kasse gemacht. In der neuen Woche wird das entfesselte Inflationsgespenst weiter sein Unwesen am deutschen Aktienmarkt treiben. Der Wochenausblick.

Eine Rezession in Deutschland wird immer wahrscheinlicher. Schließlich können stark steigende Zinsen das Wirtschaftswachstum abwürgen, weil teurere Kredite sowohl die Investitionen als auch den Konsum dämpfen können. Weitere Kursverluste sind nicht ausgeschlossen. Doch längerfristig orientierte Anleger kaufen zwischenzeitlich auch auf dem gedrückten Niveau.

Kurzfristig orientierte Anleger haben in den vergangenen Tagen bereits kräftig verkauft. Der Deutsche Aktienindex DAX näherte sich am Donnerstag bis auf wenige Punkte der psychologisch wichtigen 13.000-Punkte-Marke und ging schließlich am Freitag bei 13.126 Punkten ins Wochenende (siehe Chart). Auf Wochensicht bedeutet dies ein Minus von 4,6 Prozent. Seit dem Zwischenhoch am Pfingstmontag summieren sich die Verluste für den deutschen Leitindex sogar auf fast 11 Prozent.

Der MDAX der mittelgroßen Werte gab im Wochenverlauf um 5,9 Prozent auf 27.061 Zähler nach. 

DAX (WKN: 846900)

Viel mehr als einen Stabilisierungsversuch im Abwärtstrend sehen Experten vorerst nicht am deutschen Aktienmarkt. Charttechnisch bildet das März-Tief nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine eine gewisse Unterstützung.

Auch die Drosselung der Gaslieferungen aus Russland spielt zunehmend eine Rolle. Das Szenario eines Lieferstopps für russisches Gas scheine jetzt immer wahrscheinlicher zu werden, schrieb Analyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets. Es könnte eine sofortige Rezession in Deutschland auslösen.

Zinserhöhung in der Schweiz erwischt Anleger auf dem falschen Fuß

Auch der Anstieg der Anleiherenditen lastet auf den Aktienmärkten. Die Fed hatte ihren Leitzins jüngst stark um 0,75 Prozentpunkte erhöht. Es war der größte Zinsschritt seit fast 30 Jahren. Während dies die Anleger nicht groß überrascht hatte, erwischte sie die unerwartet deutliche Anhebung des Leitzinses in der Schweiz um 0,50 Prozentpunkte am Donnerstag auf dem falschen Fuß.

Das Gegensteuern der Zentralbanken werde eine sehr schwierige Aufgabe, sagte Markus Zschaber, Gründer der VMZ Vermögensverwaltungsgesellschaft. "Die Zinsen zu erhöhen, ohne die Wirtschaft nachhaltig negativ zu beeinflussen, erfordert ein hohes Maß an Bewertungsgenauigkeit." 

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Hoffnung auf die kommenden Quartalszahlen

Für die charttechnisch angeschlagenen Aktienmärkte erwartet Analyst Volker Sack von der Landesbank NordLB neue Impulse daher erst mit Beginn der Berichtssaison der Unternehmen. Außer der Reihe veröffentlicht Windanlagen-Hersteller Nordex am Dienstag verspätete Quartalszahlen. Ab Montag ist der Wert nicht mehr im SDAX und auch nicht mehr im TecDAX enthalten (DER AKTIONÄR berichtete). Das ist die Quittung für die verzögerte Vorlage von Quartalszahlen.

Bei einer prognostizierten volatilen Seitwärtsbewegung dürften die Blicke vieler Marktteilnehmer vorerst allgemein auf den Nachrichtenfluss zu den Notenbanken gerichtet sein.

Erst am Mittwoch hatten Europas Währungshüter für Schlagzeilen gesorgt: Der EZB-Rat war zu einer kurzfristig einberufenen Sondersitzung zusammengekommen, "um die aktuelle Marktlage zu erörtern". Denn zuletzt waren die Kapitalmarktzinsen in südeuropäischen Ländern besonders deutlich gestiegen. Das heißt: Für Länder wie Italien wird es teurer, sich am Markt frisches Geld zu besorgen, weil sie Investoren wieder höhere Zinsen bieten müssen. Das könnte für diese Staaten angesichts ohnehin gewaltiger Schuldenberge zum Problem werden. Nun beschleunigt die Notenbank die Arbeiten an einem neuen Anti-Kriseninstrument.

Im aktuellen Wirtschaftsszenario normale Schwankungen

Ein aus Anlegersicht ernüchterndes Fazit zog Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank: "Die nun absehbare Wirtschaftsschwäche ist es, die an den Aktienmärkten die Kurse nach unten drückt." So hat der deutsche Leitindex DAX seit dem Zwischenhoch am Pfingstmontag zwischenzeitlich rund 1.700 Punkte verloren.

Im Wirtschaftsablauf stellten solche Schwankungen im Konjunkturverlauf Kater zufolge eigentlich den Normalfall dar. Die Corona-Pandemie sowie der Krieg in Osteuropa sorgten allerdings dafür, dass die Unsicherheiten gegenwärtig doppelt hoch seien.

Für etwas mehr Klarheit könnten gegen Ende der neuen Woche frische Konjunkturdaten sorgen. Am Donnerstag stehen Stimmungsindikatoren für das verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor im Blick, bevor am Freitag das von der Universität Michigan erhobene Verbrauchervertrauen in den USA und hierzulande vor allem der viel beachtete Ifo-Geschäftsklima-Index für Aufmerksamkeit sorgen dürften. (Mit Material von dpa-AFX)


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