Der russische Energie-Konzern Gazprom macht ernst und hat die Gas-Lieferungen nach Deutschland deutlich eingeschränkt. Darunter leidet die Industrie. Besonders stark von russischem Gas abhängig ist BASF. Die Aktien des weltgrößten Chemie-Konzerns gehören am Donnerstag zu den schwächsten Werten im DAX. Im MDAX steht Uniper massiv unter Druck.
Während Gas zum Heizen derzeit nicht benötigt wird, leidet die Industrie. In Deutschland ist der Chemie-Konzern BASF in besonderem Maße abhängig von russischem Gas. Vor allem die Produktion am Hauptstandort in Ludwigshafen benötigt Gas in großen Mengen.
BASF-Chef Martin Brudermüller hatte bereits am vergangenen Wochenende vor drastischen Konsequenzen eines Gas-Stopps für den Chemiekonzern gewarnt. "Sollten wir kein Gas mehr zugeteilt bekommen, blieben uns für das Herunterfahren des Standorts Ludwigshafen ein paar Stunden", sagte der Manager der Süddeutschen Zeitung. "Dann stünde der riesige Standort zum ersten Mal in seiner Geschichte still."
Die Aktien von BASF gehören am Donnerstag mit hohen Kursverlusten zu den schwächsten Werten im DAX. Zeitweise stürzen die Papiere des Chemie-Konzerns um über sechs Prozent auf unter 46 Euro ab - der tiefste Stand seit Ende Oktober 2020 (siehe Chart).
Im MDAX rutschen Uniper-Aktien mit minus neun Prozent sogar noch stärker ab. Uniper ist Deutschlands größter Importeur von russischem Erdgas, zudem muss der Konzern Milliarden auf das Gaspipeline-Projekt Nord Stream 2 abschreiben.
Bei BASF bremsen der Ukraine-Krieg und Lieferengpässe auch das Geschäft mit der Landwirtschaft. "Im ersten Quartal hatten wir gute Zahlen veröffentlicht", sagte Michael Wagner, der das Nordeuropa-Geschäft in der Sparte Agricultural Solutions leitet.
Es habe sehr viele Vorzieh-Effekte gegeben, da Landwirte versuchten, möglichst früh Produkte zu kaufen. BASF erziele gute Umsätze mit den Produkten, die verfügbar seien. Allerdings könne das Unternehmen bei einigen Produkten nicht die Mengen produzieren, die die Kunden nachfragten. Dennoch hat der weltgrößte Chemiekonzern sein Umsatzziel für neue Produkte im Geschäft mit der Landwirtschaft bestätigt (DER AKTIONÄR berichtete).
Höhere Preise für Landwirte seien für das BASF-Geschäft generell gut, weil die Kunden bereit seien, mehr zu investieren, räumte Wagner ein. "Wir hatten moderate Preissteigerungen, aber nicht so stark wie in der Düngemittel-Industrie."
Mehr Batterie-Materialien in China
Am Mittwoch hat BASF angesichts der hohen Nachfrage aus der Elektroautoindustrie den Ausbau seiner Produktionskapazitäten für Batterie-Materialien in China bekannt gegeben. Das BASF-Gemeinschaftsunternehmen mit dem chinesischen Anbieter Shanshan wird seine Kapazitäten in Changsha in der Provinz Hunan sowie in Shuizuishan in der Provinz Ningxia erweitern, berichtet Reuters.
Das Joint Venture werde damit eine jährliche Kapazität von 100 Kilotonnen für Kathoden-Materialien erreichen. Den bisherigen Wert wollte BASF nicht nennen. Im vergangenen Jahr betrug die Produktionskapazität für Kathodenmaterialien allerdings einschließlich deren Vorprodukten 90 Kilotonnen.
Die Inbetriebnahme der neuen Anlagen ist für das vierte Quartal geplant. An dem Gemeinschaftsunternehmen, das in China Kathodenmaterialien und deren Vorprodukte produziert, hält BASF die Mehrheit von 51 Prozent. 49 Prozent der Anteile liegen bei Shanshan.
Das Chartbild für BASF hat sich eingetrübt. Sollte die Kurszone bei knapp 46 Euro nachhaltig unterschritten werden, droht charttechnisch ein weiterer Rutsch der BASF-Aktie Richtung 40 Euro. DER AKTIONÄR hält die sehr günstig bewerteten BASF-Titel aktuell für haltenswert. Engagierte Anleger beachten die Stopp-Marke bei 39,00 Euro. Neuengagements sollten vorerst zurück gestellt werden. Nur ganz Mutige wagen auf dem gedrückten Niveau einen Kauf.
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(Mit Material von dpa-AFX)
Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: BASF.