Die Ölpreise haben am Freitag im Tagesverlauf ihre Kursgewinne ausgeweitet. Zuletzt kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 90,80 US-Dollar. Das waren 1,48 Dollar mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 1,26 Dollar auf 87,87 Dollar.
Die Rohölpreise erreichten zwischenzeitlich den höchsten Stand seit Oktober 2014. Brent stieg in der Spitze bis auf 91,70 Dollar und WTI bis auf 88,84 Dollar. Unterstützung kommt vor allem von einem tendenziell knappen Angebot. Zudem stellt sich die Nachfrage trotz der aktuellen Corona-Welle robust dar.
Analysten verweisen zudem auf einen Preisaufschlag infolge der Spannungen an der ukrainisch-russischen Grenze. "Die Risikoprämie auf den Ölpreis dürfte inzwischen fast zehn Dollar betragen", sagte Commerzbank-Experte Carsten Fritsch. Ein hohes Risiko stellt die Möglichkeit einer russischen Invasion in der Ukraine dar. Für diesen Fall erwarten Fachleute einen deutlichen Anstieg der Preise. Russland ist einer der größten Erdölförderer der Welt.
"Die Ölpreise stehen vor dem sechsten Wochengewinn in Folge", sagte Fritsch. Eine Preiskorrektur ist aus seiner Sicht überfällig. Das zeigten auch spezielle Indikatoren, die auf eine überkaufte Marktlage hindeuteten.
Dank höherer Ölpreise hat Chevron zuletzt wieder glänzend verdient. Im vergangenen Quartal machte der zweitgrößte US-Ölkonzern unterm Strich einen Gewinn von 5,1 Milliarden Dollar, wie er am heutigen Freitag in San Ramon mitteilte. Vor einem Jahr war Chevron aufgrund starker Belastungen durch die Corona-Pandemie mit 665 Millionen Dollar in die roten Zahlen geraten. Der Umsatz legte nun um gut 90 Prozent auf 48,1 Milliarden Dollar zu. Trotz der starken Zuwächse fällt die Aktie aber deutlich. Sie ist derzeit mit einem Minus von 4,0 Prozent der drittstärkste Verlierer des Tages im Dow Jones. Analysten hatten mit einem noch besseren Ergebnis gerechnet. Im Gesamtjahr 2021 machte Chevron mit 15,7 Milliarden Dollar den höchsten Gewinn seit 2014.
Auch die Aktie von Royal Dutch Shell und BP müssen zum Wochenschluss leicht nachgeben. Sie hatten sich zuvor aber auch enorm stark entwickelt. Bei beiden Werten befinden sich AKTIONÄR-Leser seit der Empfehlung deutlich im Plus. Gewinne laufen lassen.