Die Bankenkrise könnte die US-Notenbank Fed laut Experten bei ihrem heutigen Zinsentscheid von der restriktiven Geldpolitik abbringen. Eine weitere Anhebung der Leitzinsen an diesem Mittwoch galt lange als ausgemacht. Die jüngsten Turbulenzen bei Regionalbanken in den USA und bei der Schweizer Großbank Credit Suisse haben jedoch die Zweifel daran wachsen lassen.
Mit ihren Zinserhöhungen will die Fed die Wirtschaftsdynamik abschwächen, um die Inflation auf ihr Zwei-Prozent-Ziel zurückzuführen. Im Februar hatte die Inflationsrate bei 6,0 Prozent gelegen. Schon Anfang Februar hatte die Notenbank ihr Erhöhungstempo erneut verlangsamt und den Leitzins noch um 0,25 Punkte erhöht, nach einigen großen Schritten im vergangenen Jahr. So hatte der Leitzins im März 2022 noch bei Null Prozent gelegen.
Eine Mehrheit von Ökonomen erwartet an diesem Mittwoch immer noch eine Erhöhung um 0,25 Prozentpunkte. Das Zinsband würde dann in einer Spanne von 4,75 bis 5,00 Prozent liegen. Allerdings gibt es mittlerweile eine Reihe von Volkswirten, die keine Veränderung für möglich halten. Dabei hatte Notenbankchef Jerome Powell vor rund zwei Wochen sogar eine Anhebung um 0,50 Prozentpunkte in Aussicht gestellt. Die immer noch hohe Inflation und der sehr robuste Arbeitsmarkt sprechen auf den ersten Blick auch für weitere merkliche Zinserhöhungen.
Seit den Aussagen von Powell haben sich die Bedingungen jedoch grundlegend gewandelt. Die Schließung von US-Regionalbanken führten zu einer Vertrauenskrise in Teilen der US-Bankenlandschaft. Seitdem gerieten weitere Geldhäuser wie die First Republik Bank in die Bredouille. Hinzu kam die Krise der Credit Suisse. Eine Notübernahme durch den Konkurrenten UBS sorgte hier zuletzt für etwas Ruhe.
Die Europäische Zentralbank hatte trotz der Marktturbulenzen die Zinsen am vergangenen Donnerstag deutlich angehoben. Präsidentin Christin Lagarde verneinte, dass es einen Konflikt zwischen Finanzmarktstabilität und Inflationsbekämpfung gebe. Beide Themen müsse man mit unterschiedlichen Instrumenten angehen. Ob dies auch für die USA gilt, ist zumindest etwas zweifelhaft. Schließlich gelten die Zinserhöhungen als ein Grund für die Probleme der Regionalbanken.
Für die Deutsche Bank und die Commerzbank sind steigende Zinsen positiv, da dann über die Nettozinserträge mehr Erlöse generiert werden. Sollte es zu einer Pause bei der Zinswende kommen, könnte sich das für viele Bankaktien negativ auswirken. Zudem könnten Marktteilnehmer den Eindruck gewinnen, dass die Situation das erfordere und die Lage noch schlimmer sei, als bisher ohnehin schon gedacht. Weiter steigende Zinsen könnten den Stress in der Branche allerdings noch erhöhen.
Egal wie die Fed sich heute entscheidet: Die Auswirkungen auf die Märkte und insbesondere Bankaktien sind im Vorfeld schwer kalkulierbar. Die Aktien der Deutschen Bank und der Commerzbank wurden im Zuge der jüngsten Turbulenzen stark abverkauft und ausgestoppt. Gestern gab es indes eine kräftige Erholungsbewegung. Die Commerzbank-Papiere sind weiterhin im AKTIONÄR-Depot.
Mit Material von dpa-AFX.
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