Ein Untersuchungsausschuss des Bundestags versucht derzeit, die politische Dimension des Betrugsskandals bei Wirecard aufzuklären. Noch in diesem Monat soll dazu der inhaftierte Ex-Vorstandschef Markus Braun befragt werden. Journalist Dan McCrum, der mit seinen kritischen Berichten in der Financial Times (FT) den Stein erst in Rollen brachte, wurde bereits angehört – wenn auch nur hinter verschlossenen Türen.
Das hielt den britischen Journalisten jedoch nicht davon ab, öffentlich Kritik an den Aufsichtsbehörden und den Wirtschaftsprüfern von Wirecard zu üben. Systematisch hätten deutsche Behörden das Unternehmen geschützt, statt es zu prüfen, zitiert die Süddeutsche Zeitung aus einer Videokonferenz von McCrum.
Darin kritisierte er auch den Umgang mit kritischen Berichten über den inzwischen insolventen Zahlungsdienstleister. „Seit dem Kollaps von Wirecard hat Deutschland das Ganze sehr ernst genommen“, so McCrum. Es wäre aber besser gewesen, wenn seine Recherchen schon zuvor ernster genommen worden wären. Stattdessen habe die BaFin die Sicht von Wirecard abgenommen.
Versagen auf allen Ebenen
In dem Skandal habe es eine Reihe von Fehlern gegeben. Auch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY, die jahrelang die Jahresabschlüsse von Wirecard prüfte, habe „spektakulär versagt“. Er freue sich sehr, die Gelegenheit zu haben, mit dem Ausschuss zu sprechen, sagte McCrum weiter.
Er erhoffe sich von dem parlamentarischen Gremium, dass es genauestens die regelmäßigen Versäumnisse untersuchen werde, „die es Wirecard ermöglichten, Milliarden von Euro von Investoren und Banken zu stehlen“. Er hoffe auch, dass aus der Untersuchung Lehren gezogen werden, die helfen, Betrug dieser Art zu verhindern.
Harsche Kritik der Opposition
Als Zeugen – und damit öffentlich – sprechen lassen wollte die Mehrheit im Untersuchungsausschuss den FT-Journalisten nicht. Stattdessen war dieser als Sachverständiger geladen und wurde daher hinter verschlossenen Türen angehört. Vielleicht auch, weil seine Darstellung politische Sprengkraft für die Bundesregierung birgt.
„Seine Aussagen werfen einen dunklen Schatten auf die Qualität und Urteilskraft unserer Finanzaufsicht“, sagte der Obmann der Grünen, Danyal Bayaz, nach der Anhörung. „Es ist schwer vorstellbar, dass Finanzminister Olaf Scholz von all dem nichts wusste.“
Im freundliche Gesamtmarkt kann die Wirecard-Aktie am Montag rund zwei Prozent zulegen. Vor allem längerfristig orientierte Anleger sollten aber die Finger von der Pleite-Aktie lassen. An der Börse und speziell im Payment-Sektor gibt es genügend Alternativen, die mit kräftigem Wachstum und einem operativen Geschäft überzeugen können.
Mit Material von dpa-AFX.