Volkswagen hat mit seinen vorläufigen Zahlen für das Jahr 2023 und dem Ausblick auf 2024 nicht überzeugt. Der Konzern sieht in diesem Jahr einen hohen Bedarf für Investitionsausgaben. Die Wolfsburger wollen 13,5 bis 14,5 Prozent des Umsatzes in Entwicklung, Produkte und Anlagen stecken, wie der Konzern am Freitag in Wolfsburg mitteilten. Das sei ein Höchststand, hieß es vom Dax-Konzern. Die Aktien des Autobauers fielen im Anschluss deutlich zurück. Die Analysten reagierten unterschiedlich auf die Daten des Autokonzerns.
Volkswagen hat m Freitag vorläufige Zahlen für 2023 vorgelegt. Der Konzern kalkuliert mit einem Umsatzanstieg um 10 bis 15 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert von 279,2 Milliarden Euro. Das wären 307 bis 321 Milliarden Euro. Dazu beigetragen haben dürften die gestiegenen Verkaufszahlen: Die Auslieferungen zogen gegenüber dem noch von Covid-Pandemie und Chipmangel belasteten schwachen Vorjahr um knapp 12 Prozent auf 9,24 Millionen Fahrzeuge an.
Das operative Ergebnis soll in der Größenordnung von 22,5 Milliarden Euro liegen. Im Jahr zuvor hatte VW diesen Wert unter Herausrechnung von Sondereffekten erreicht (unbereinigtes operatives Ergebnis 22,1 Mrd Euro).
Die von Bloomberg befragten Analysten rechneten im Vorfeld im Schnitt mit einem Umsatzplus von rund 13 Prozent auf 315,7 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis wurde bei 21,8 Milliarden Euro erwartet, bei einer Marge von rund sieben Prozent.
Grundsätzlich blieb VW damit also im Rahmen der Erwartungen. Der Ausblick jedoch fiel weniger optimistisch aus.
Konzernchef Oliver Blume stellte den Konzern und die Anleger auf ein Übergangsjahr ein. "Die Aufräumarbeiten sind abgeschlossen", sagte er laut Mitteilung. Die wesentlichen Weichen für den Umbau des Konzerns seien gestellt. "Darauf können wir 2024 aufbauen und haben eine solide Basis für einen beschleunigten Hochlauf ab 2025."
Der Konzernchef rechnet in diesem Jahr damit, dass die Erlöse um bis zu 5 Prozent wachsen. Die operative Umsatzrendite - also der Anteil der Erlöse, der als Gewinn im Tagesgeschäft übrig bleibt - soll mit 7,0 bis 7,5 Prozent nach Möglichkeit über dem Vorjahreswert von 7,0 Prozent liegen.
Analysten reagierten unterschiedlich auf die vorläufigen Daten von VW.
Jefferies hat die Einstufung für Volkswagen bei einem Kursziel von 150 Euro auf "Buy" belassen. Die Wolfsburger blieben eine Turnaround-Story mit geringem Mittelabfluss, schrieb Analyst Philippe Houchois in einer am Montag vorliegenden Studie. Der Margenausblick zeige aber nicht die vom Einsparprogramm erhofften Impulse. „VW hat in den letzten Jahren erhebliche Rückschläge hinnehmen müssen. Die Stimmung und die Positionierung scheinen einen Tiefpunkt erreicht zu haben“, so Houchois weiter.
Auch die kanadische Bank RBC blieb bei ihrer Kaufempfehlung. Analyst Tom Narayan sieht für die Aktie Potenzial bis 146 Euro.
Etwas zurückhaltender reagierte Berenberg-Experte Romain Gourvil. Gourvil sprach in einer Studie von einem soliden Bericht. Sein Kursziel für die VW-Aktie lautet 130 Euro.
Die Zahlen für 2023 waren grundsätzlich in Ordnung. Der Ausblick zeigt die Schwierigkeiten auf, mit welchen VW derzeit zu kämpfen hat.
VW kommt mit seinen ID-Modellen nur schleppend voran. Vor allem in China verliert der Konzern immer mehr Marktanteile.
Darüber hinaus wird der Billigstromer ID.2 erst 2026 kommen, während Tesla, Stellantis und mittlerweile auch Renault das Marktsegment längst besetzt haben.
Auf der anderen Seite ist die Erwartungshaltung gegenüber dem VW-Konzern nach wie vor sehr niedrig. Anleger sorgen sich um China und die Batteriesparte PowerCo. Das lässt Raum für positive Überraschungen in der Zukunft. Wer investiert ist, kann die Position halten.