Über die aktuelle Nachrichtenlage bei Varta hat DER AKTIONÄR zuletzt eingehend berichtet. Aktuell testet die Aktie den ehemaligen charttechnischen Widerstand bei 130 Euro, der nun als Unterstützung fungiert. Wird diese Marke unterschritten, droht ein Rückfall in die alte Seitwärts-Range zwischen 107 und 130 Euro. Aktuell sieht es aber eher so aus, als könnte die Aktie schon bald wieder Kurs auf das Juni-Hoch bei 146,70 Euro nehmen. Ein Shortseller befindet sich auf dem Rückzug.
In den letzten Jahren profitierte Varta vom Boom bei den kabellosen Kopfhörern. Tech-Riesen wie Apple und Samsung treiben diese Geräte mit den kleinen Lithium-Ionen-Knopfzellen von Varta an. Bleibt die Frage, ob der Batteriehersteller die hohen Margen in diesem Geschäft nachhaltig halten kann, oder ob die asiatischen Wettbewerber ihren Druck erhöhen und Marktanteile gewinnen können.
Eine mögliche Lücke schließen könnte das Geschäft mit den größeren Zellformaten. Laut Varta haben die in den vergangenen Jahren neu entwickelten Lithium-Zellen (V4Drive) eine etwa 30 Prozent verbesserte Energiedichte. Der erfolgreiche Ausbau der Aktivitäten in diesem Bereich und erste namhafte Partner aus der Autobranche wie Porsche sorgen mittelfristig für Fantasie. Die Hochleistungsbatterie soll Unternehmensangaben zufolge noch in diesem Jahr auf einer Pilotlinie am Standort Ellwangen produziert werden. Ein nennenswertes Volumen dürfte aber nicht vor 2024 vom Band laufen. Aktuell fehlen hier noch Details wie Preis oder Volumen, um mögliche Umsätze und Margen zu berechnen.
Frische Zahlen gibt es offiziell am 13. August. In Finanzkreisen wird bereits über eine Prognoseerhöhung diskutiert. Kein Wunder: Die aktuellen Schätzungen für 2021 der insgesamt recht skeptischen Analysten liegen über den Planvorgaben des Vorstands.
Das könnte auch den größten Leerverkäufer bei Varta, Palestra Capital Management, dazu bewogen haben, seine Shortposition bei dem Batteriehersteller weiter zu reduzieren. Zum 07. Juli waren laut Bundesanzeiger nur noch 1,01 Prozent der ausstehenden Papiere leerverkauft, am 1. Juni waren es noch 1,19 Prozent. Das ist die zweite Reduzierung innerhalb weniger Tage. Bereits am 2. Juli hatte Palestra seine Position von 1,33 auf 1,19 Prozent verkleinert.
Setzt der Shortseller seinen Rückzug fort und legt Vorstand Herbert Schein im August bei der Jahresprognose tatsächlich einen Schnaps drauf, könnte die Aktie weiter Boden gut machen. Ob es dann auch frische Kursziele der Analysten gibt, bleibt aber fraglich.