Nachdem Varta in der vergangenen Woche vorläufige Zahlen für das dritte Quartal 2022 präsentiert hat, haben immer mehr Analysten ihre Schätzungen überarbeitet. Während Goldman Sachs und JPMorgan an ihren Kurszielen festgehalten, haben die europäischen Kollegen den fairen Wert für die Papiere des Batterieherstellers zum Teil deutlich gesenkt. Weitere Updates dürften folgen.
Am 22. September hatte Varta seine Prognose für das dritte Quartal zurückgezogen und zeitglich die erst Ende Juli 2022 angepasste Prognose für das Geschäftsjahr 2022 ausgesetzt. Nun hat der Konzern zumindest erste Eckdaten für das dritte Quartal vorgelegt. Die zeigen, dass der Batteriehersteller unter steigenden Kosten und rückläufigen Umsätzen leidet – und am Ende im Q3 sogar rote Zahlen geschrieben hat.
Sie interessieren sich für die Welt der heimischen Nebenwerte? Mit den kostenlosen Real-Depot News können Sie sich unverbindlich ein Bild von den vielseitigen Anlagemöglichkeiten im Small-Cap-Bereich machen. AKTIONÄR-Redakteur Michael Schröder schreibt Ihnen seine Einschätzung zu interessanten Investmentideen und aussichtsreichen Nebenwerten.
Die ersten Analysten haben sich bereits zu Wort gemeldet: Die US-Bank JPMorgan hat ihre neutrale Haltung mit einem Kursziel von 45 Euro nicht verändert. Auch die US-Investmentbank Goldman Sachs hat an der bisherigen Einschätzung („Neutral“) und dem fairen Wert von 50 Euro festgehalten.
Robert-Jan van der Horst von Warburg Research hat das Kursziel von 53,00 auf 48,50 Euro gesenkt, die Kaufempfehlung aber bestätigt. Die schwache Profitabilität dürfte auf der Liquidität des Batterieherstellers lasten, so der Analyst. Daher und wegen des künftig weniger profitablen Produktmix habe er seine Gewinnerwartungen gesenkt. Es bleibe aber beim Kaufvotum, da der Zeitplan für die V4Drive-Lithium-Ionen-Rundzellen für Elektroautos machbar erscheine. Gleichwohl brauche eine Kurserholung aber wohl Zeit, da zunächst die Finanzierung den Hochlaufendes von V4Drive besser erkennbar werden müsse.
Thomas Wissler von AlsterResearch hat den fairen Wert für die Varta-Aktie Sogar von 41,50 auf 19,00 Euro reduziert und seine Einschätzung von „Hold“ auf „Sell“ gesenkt. Vor allem das Ausmaß des Gewinnrückgangs hat Wissler überrascht. Er bezweifelt, dass es sich bei den derzeitigen Schwächen lediglich um einen zyklischen Abschwung (einschließlich Kostendruck und Lieferkettenprobleme) handelt und befürchtet, dass „die Ära des hohen Wachstums und hoher Renditen endgültig vorbei ist“.
Auch die Strategen von Hauck Aufhäuser Investment Banking haben den Daumen weiter gesenkt und die Aktie von "Hold" auf "Sell" abgestuft. Das neue Kursziel lautet 24 Euro (bislang: 39 Euro). Der Batteriehersteller habe "desaströse" Resultate erzielt, so Analyst Christian Sandherr. Die Markterwartungen seien klar verfehlt worden. Der Experte sieht seine Ansicht untermauert, dass sich die Preissetzungsmacht als Folge des zunehmenden Wettbewerbs stark verschlechtert.
Das niedrigste Kursziel kommt aber von Kepler Cheuvreux („Reduce“). Die Experten haben ihr Kursziel von 30 auf 15 Euro halbiert. Das durchschnittliche Kursziel aller Experten fällt damit (Stand heute) auf nur noch 35,17 Euro.
Wie geht es weiter? Das Varta-Management dürfte zwar weiter alle Hebel in Bewegung setzen, um den angeschlagenen Batteriehersteller wieder auf Kurs zu bekommen. Dies dürfte im aktuellen Marktumfeld allerdings kein leichtes Unterfangen werden – zumal der Kosten- und Wettbewerbsdruck dem Konzern weiter zusetzen dürfte und Varta dem Vernehmen nach auch erhebliche Barmittel investieren muss, um in dem schnell wachsenden, wettbewerbsintensiven und innovationsgetriebenen Markt bestehen zu können. Anleger warten vor einem Einstieg die nächsten Nachrichten ab.
(Mit Material von dpa-AFX)