AKTIONÄR-Leser wissen: Varta hat in dieser Woche vorläufige Zahlen für das dritte Quartal präsentiert, die zum Teil deutlich unter den Konsensschätzungen der Analysten lagen. Die ersten Experten haben bereits reagiert, die über dem aktuellen Kursniveau liegenden Kursziele aber vorerst unverändert belassen. Doch es geht auch anders.
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Thomas Wissler von AlsterResearch hat den fairen Wert für die Varta-Aktie von 41,50 auf 19,00 Euro reduziert und seine Einschätzung von „Hold“ auf „Sell“ gesenkt. „Wie bereits bei der Gewinnwarnung Ende September erwähnt, leidet Varta unter einer ganzen Reihe von Problemen, wie Verzögerungen im Kundengeschäft und den immer noch sehr hohen Rohstoffpreisen und Energiekosten“, so Wissler in dem Update.
Nach Angaben des Unternehmens seien die Kundenprojekte im margenstarken Segment Microbatteries verzögert, was zu einem Rückgang von Umsatz und Umsatz und Ergebnis führte. Dagegen hätten andere Geschäftsbereiche wie Consumer Batteries ihren den Umsatz steigern können. „Diese Entwicklungen haben zu einer negativen Veränderung im Umsatz- und Ergebnismix im Q3 geführt“, so der Stratege.
Deutlicher Gewinneinbruch
Vor allem das Ausmaß des Gewinnrückgangs hat Wissler überrascht. Er bezweifelt, dass es sich bei den derzeitigen Schwächen lediglich um einen zyklischen Abschwung (einschließlich Kostendruck und Lieferkettenprobleme) handelt und befürchtet, dass „die Ära des hohen Wachstums und hoher Renditen endgültig vorbei ist“.
Darüber hinaus bemängelt der Analyst den auch nach zehn Monaten noch immer fehlenden „aussagekräftigen Ausblick für das Gesamtjahr“. Er selbst erwartet für 2022 bei einem Umsatzrückgang von 14 Prozent auf 777 Millionen Euro ein bereinigtes EBITDA von nur noch 82 Millionen Euro (Vorjahr: 282 Millionen Euro).
Zum Vergleich: Die Ende Juli gesenkte und im September dann ausgesetzte Prognose sah einen Jahresumsatz von 880 bis 920 Millionen Euro und ein bereinigtes EBITDA von 200 bis 225 Millionen Euro vor.
In den ersten drei Quartalen erzielte Varta nach vorläufigen Zahlen einen Umsatz von 571 Millionen Euro (Vorjahr: 622,3 Millionen Euro) und ein bereinigtes EBITDA von 66 Millionen Euro (Vorjahr: 182,5 Millionen Euro).
Viel zu tun
Wie geht es weiter? Das Management dürfte zwar weiter alle Hebel in Bewegung setzen, um den angeschlagenen Batteriehersteller wieder auf Kurs zu bekommen. Dies dürfte im aktuellen Marktumfeld allerdings kein leichtes Unterfangen werden – zumal der Kosten- und Wettbewerbsdruck dem Konzern weiter zusetzen dürfte.
Varta muss dem Vernehmen nach auch erhebliche Barmittel investieren, um in einem schnell wachsenden, wettbewerbsintensiven und innovationsgetriebenen Markt bestehen zu können. Die Hauptversammlung hat bereits einen Beschluss gefasst, der es dem Vorstand erlaubt, neues genehmigtes Kapital zu schaffen, um das zukünftige Wachstum zu finanzieren. Bleibt die Frage, auf welchem Niveau ein derartige Maßnahme durchgeführt werden kann.
„Die Ausschüttung hoher Dividenden bei gleichzeitiger Kapitalerhöhung zur Finanzierung des künftigen Investitionsprogramms erscheint als suboptimaler Weg zur Schaffung von Shareholder Value“, schrieb Wissler dazu bereits in einem Update im Juni.
Die Aktie hat kurz vor dem Wochenschluss ein neues Jahrestief markiert. Short-Seller bleiben allem Anschein nach am Ball. Mittlerweile sind 8,8 Prozent der ausstehenden Aktien leerverkauft. Anleger warten vor einem Einstieg die neue Prognose und weitere Nachrichten ab.