Die Geschäftszahlen lagen im Rahmen der Erwartungen, aber der Ausblick stößt den Aktionären sauer auf. Hand in Hand rauschen die Aktien von United Internet und 1&1 Drillisch am Donnerstag in die Tiefe.
United-Internet-Chef Ralph Dommermuth hatte mit der Drillisch-Übernahme im vergangenen Jahr seinen lange gehegten Wunsch wahr gemacht, aus United Internet einen größeren Konkurrenten für die deutschen Telekommunikations-Netzanbieter Deutsche Telekom, Vodafone und Telefonica Deutschland zu schmieden. 1&1 Drillisch ist der Konzernteil für das Privatkundengeschäft mit Telekommunikations-Anschlüssen und weiter an der Börse notiert. United Internet besitzt rund 73 Prozent der Aktien.
Die UI-Geschäftszahlen für 2017 sahen ganz gut aus: Der Umsatz kletterte im vergangenen Jahr um 10,5 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro. Knapp 330 Millionen Euro davon stammten aus der Erstkonsolidierung von Drillisch und Strato. Drillisch gehört seit September 2017 zum Konzernkreis, Strato seit April.
Gewinnprognose steigt auch aufgrund veränderter Rechnungslegung
In diesem Jahr will Dommermuth die Umsätze um rund ein Viertel auf 5,2 Milliarden Euro steigern. Dabei komme das geplante organische Wachstum genauso zum Tragen wie der Effekt der Übernahmen. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) solle 2018 auf rund 1,2 Milliarden Euro steigen. Allerdings sind darin auch Belastungen von circa 300 Millionen Euro für zusätzliche Smartphone-Subventionen zur Gewinnung von Neukunden enthalten, die durch einen positiven Effekt wegen einer geänderten Rechnungslegung ausgeglichen würden.
Das dürfte die meisten Beobachter so nicht auf dem Schirm gehabt haben, schreibt Analystin Heike Pauls von der Commerzbank in einer Kurzstudie. Grundsätzlich hält sie die Investitionen ins Wachstum in Form der Smartphone-Subventionen für sinnvoll. Mit den zusätzlichen 300 Millionen Euro an Rabatten für Telefone hatte die Expertin aber nicht gerechnet. Die neuen Wachstumsintiativen dürften das Ebitda belasten.
Dividende steigt für United Internet
Analyst Joshua Mills von Goldman Sachs erwartet eine Wettbewerbsverschärfung auf dem deutschen Markt. Die Ankündigung steigender Zuschüsse für Smartphones und einer Wiederbelebung der Zahl der Neukunden haben einen hohen Preis. Die Prognose für den operativen Gewinn in diesem Jahr dürfte daher um rund 40 Prozent unter der gegenwärtigen Konsensschätzung liegen.
Die Aktien von United Internet stürzen zeitweise um mehr als acht Prozent auf 52,26 Euro ab. Der seit Ende 2016 gültige Aufwärtstrend wurde nach unten verlassen. Weitere Verluste Richtung 50-Euro-Marke sind kurzfristig möglich.
Daran ändert auch nichts die Ankündigung einer Dividendenerhöhung um 5 Cent auf 0,85 Euro. Die Drillisch-Dividende solle hingegen von 1,80 Euro auf 1,60 Euro je Anteilsschein sinken. Auch für die immer noch im TecDax notierten Papiere von 1&1 Drillisch ging es nach Bekanntgabe der Zahlen deutlich nach unten - zeitweise zweistellig. Engagierte Anleger sollten angesichts der längerfristig nach wie vor guten Geschäftsaussichten zunächst abwarten. Das heute entstandene Abwärts-Gap wird wieder geschlossen werden.