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04.03.2022 Nikolas Kessler

Unglaubliche Szenen im Live-TV: Experte trinkt auf den „Tod des russischen Aktienmarkts“

Wegen dem Ukraine-Krieg soll die russische Börse  mindestens noch bis Dienstag (8. März) geschlossen bleiben. Doch selbst wenn der Handel nach der längsten Unterbrechung in der Geschichte des Landes weitergeht, schwant den russischen Anlegern nichts Gutes. Auch Finanzexperten bleibt nur Galgenhumor.

Alexander Butmanov, Gründer der Fintech-Firma DTI Algorithmic, war beim russischen TV-Sender RBC als Experte für Anlagestrategien geladen. Doch auf die Frage der Moderatorin, ob Anlagestrategien angesichts der aktuellen Entwicklungen überholt seien, wird es kurios.

Der Experte versucht gar nicht erst, sachlich auf die Frage zu antworten. „Worst-Case-Szenario, ich werde wieder als Santa Claus arbeiten, wie schon vor 25 Jahren“, so Butmanov laut einer Übersetzung von CNBC.

Dann greift er nach einer Glasflasche, öffnet sie, blickt direkt in die Kamera und sagt: „Lieber Aktienmarkt, du standst uns nahe, du warst interessant. Ruhe in Frieden, lieber Kamerad.“ Ein letzter Toast auf den russischen Aktienmarkt vor laufenden Kameras.

Die Moderatorin traut ihren Augen nicht. „Ich werde das nicht kommentieren, denn ich will es nicht glauben“, sagt sie laut CNBC-Übersetzung. Dann versucht sie, professionell mit der Sendung fortzufahren. 

Zu sehen ist das Ganze auch in einem Video, das in den sozialen Medien viral geht und unter anderem vom Journalisten Joshua Yaffa, der als Korrespondent in Moskau arbeitet, geteilt wurde.

Laut Butmanov selbst sei in seiner Flasche Sprudelwasser. Er will seine Aktion aber als eine Hommage an den russischen Banker Sergei Usychenko, der bereits „vor 12, 13 Jahren auf den Tod des Aktienmarkts angestoßen“ hatte – ebenfalls vor laufenden Fernsehkameras, aber mit einer Flasche Wodka.

Aktienmarkt am Abgrund

Die kuriose Aktion spielt auf die Situation an, in die der Angriffskrieg von Präsident Putin sein Land in wirtschaftlicher Hinsicht gebracht hat. Westliche Sanktionen treffen den Finanzplatz Moskau hart. Der Rubel hat gegen den US-Dollar seit Beginn der Invasion rund 30 Prozent an Wert verloren. Die Rating-Agenturen Fitch und Moody’s haben die Bonität Russlands auf „Ramsch“-Niveau abgestuft und unter Experten gelten Russland-Aktien inzwischen als „uninvestierbar“.

Die dortige Börse ist ohnehin seit Tagen geschlossen, doch in London notierte Aktien russischer Unternehmen haben 90 Prozent an Wert verloren, ehe der Handel ausgesetzt wurde. Auch etliche börsengehandelte Indexfonds (ETFs) mit russischen Werten werden derzeit nicht gehandelt. 

Gazprom (WKN: 903276)

Auch an anderen Börsen ist der Handel mit russischen Aktien kaum noch möglich. Anlegern, die hier noch engagiert sind, droht ein Totalverlust.

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