TUI hofft im sehr margenträchtigen Kreuzfahrt-Geschäft auf einen baldigen Re-Start. 2021 soll es wieder losgehen. Und auch in diesem Winter könnte es zumindest Reisen wieder auf die Kanaren geben. So lassen sich die jüngsten Aussagen von TUI-Cruises-CEO Wybcke Meier interpretieren. Weniger Interpretationsspielraum bietet indes eine andere Nachricht: TUI verliert die Zugehörigkeit zum Aktienindex Stoxx-600.
"Wir hoffen, spätestens im Frühjahr 2021 wieder mit allen sieben Schiffen unterwegs zu sein, mit etwas weniger Auslastung und den passenden Gesundheitskonzepten", sagte Unternehmenschefin Wybcke Meier der Zeitung Welt am Sonntag. TUI betreibt die Schiffe "Mein Schiff" mit den Nummern eins bis sechs und die "Mein Schiff Herz". Dazu hatte man im Juli Schiffe - im Rahmen eines Verkaufs - von Hapag-Loyd-Cruises auf TUI-Cruises übertragen. TUI Cruises ist ein Gemeinschaftsunternehmen von TUI und der Royal Caribbean Group. Vor der Pandemie fuhren die Schiffe mit einer Auslastung von nahezu 100 Prozent.
Nach dem Stillstand von Kreuzfahrten wegen der Corona-Krise hatte TUI Cruises fast die ganze Flotte in der Nordsee stillgelegt. Seit Ende Juni dieses Jahres bietet der Touristik-Konzern wieder (kurze) Reisen in Nord- und Ostsee an. An diesem Wochenende sollte ein weiteres Schiff in Griechenland wieder Gäste aufnehmen. Angeboten werden einwöchige Reisen ab der Mittelmeer-Insel Kreta. TUI Cruises verlangt bei allen Kreuzfahrten, also auch bei denen ohne Landgang, vor Reisebeginn einen negativen Covid-19-Test, dessen Kosten im Reisepreis enthalten sind.
"Was die Finanzen anbetrifft, haben wir unsere Hausaufgaben gemacht und werden daher auch diese Phase mit weniger Schiffen und geringerer Auslastung überstehen", sagte Meier der Zeitung. Noch seien rund 60 Prozent aller Mitarbeiter in Kurzarbeit. In der Wintersaison wolle das Unternehmen Reisen zu weiteren Zielen anbieten, selbst wenn für diese derzeit noch Reisewarnungen oder -Hinweise der Bundesregierung gelten. Sie sei zuversichtlich, dass im Winter Reisen zu den Kanaren möglich sein werden.
Weniger zuversichtlich dürfte die Anleger die Nachricht stimmen, dass die TUI-Aktie ihren Platz im Auswahlindex Stoxx 600 verlieren wird. Die negative (Kurs-)Entwicklung aufgrund Corona hat dazugeführt, dass das Papier des Reiseveranstalters am 21. September durch die Aktie des Batterierherstellers Varta ersetzt wird.
Das Problem: Das hat auch Auswirkungen auf sogenannte ETFs, Indexfonds, die den Stoxx 600 abbilden. Da ETFs die Entwicklung eines Index 1:1 unmittelbar widerspiegeln, müssen sie mit dem 21. September die Aktie von Varta kaufen und die Aktie des weltweit größten Touristik-Konzerns verkaufen. Das könnte die TUI-Aktie zusätzlich unter Druck setzen.
TUI kämpft und versucht alles, um das Reisegeschäft wieder in Gang zu bringen. Vor allem hochpreisige Kreuzfahrten würden dringend benötigtes Geld in die Kassen spülen. Doch der Weg zurück zur "früheren Normalität" ist sehr lang und die Corona-Pandemie nimmt vielen Menschen die Lust auf Urlaub und (Schiffs-)Reisen. Auch der Rauswurf aus dem Stoxx 600 ist unerfreulich. Die Aktie bleibt hochspekulativ.
(Mit Material von dpa-AFX)