Teamviewer hat sich die zuletzt spürbar zugenommene Kritik von Investoren zu Herzen genommen und eine Ausstiegsmöglichkeit aus dem teuren Sponsorvertrag mit dem englischen Fußballclub Manchester United (ManU) ausgehandelt. Die Investoren reagieren erfreut. Die Aktie setzt ihre Aufwärtsbewegung mit einem Kurssprung fort.
Nach vertraulichen Gesprächen in den vergangenen Monaten vereinbarten die Unternehmen, dass ManU die Rechte am Trikotsponsoring zurückkaufen und sich einen neuen Hauptsponsor suchen kann.
Mit der Vereinbarung geht die Erwartung einher, dass die Göppinger so schnell wie möglich aus der Rolle als Haupttrikotsponsor ausstiegen. Das soll die Kostenbelastung aus dem Sponsoring bei dem Spezialisten für Fernwartungssoftware auf einen einstelligen Millionen-Dollar-Betrag senken und die Profitabilität damit deutlich erhöhen. Mit einem angepassten Umfang der Partnerschaft sei es Teamviewer weiterhin möglich, seine Markenbekanntheit mithilfe der Reichweite von ManU auszubauen.
Zur Erinnerung: Teamviewer hatte sich im März 2021 bei den Briten als Sponsor eingekauft und das teuer bezahlt: Wegen der hohen Kosten für die Werbung senkte das Unternehmen damals seine Ergebnisprognose und schockte damit die eigenen Anleger, die die Aktie deutlich fallen ließen. Konkrete Zahlen nannte Teamviewer nicht, doch Medienberichten zufolge kostete der Platz des Firmenlogos auf der Trikotbrust des englischen Premier-League-Teams gut 50 Millionen Euro jährlich. Zum Vergleich: Teamviewer machte im Jahr 2021 gut 501 Millionen Euro Umsatz – rund ein Zehntel der Erlöse ging demnach für ein Sportsponsoring drauf.
Der Fall der Aktie zog auch personelle Konsequenzen nach sich, Finanzchef Stefan Gaiser musste letztlich das Unternehmen verlassen. Investoren wie der Fonds Petrus Advisers forderten zuletzt öffentlich den Ausstieg aus dem Vertrag mit Manchester wie auch aus dem mit dem Mercedes-Formel-1-Team. Den Geldgebern reichte es nicht aus, dass Teamviewer bereits im August eine Verlängerung des auf fünf Jahre angelegten Manchester-Sponsorings ausgeschlossen hatte.
Teamviewer hatte mit Ausbruch der Corona-Pandemie wegen seiner Videokonferenzlösungen einen Sondernachfrage-Boom erlebt, die Aktie eilte von Rekord zu Rekord - bis Mitte 2020 kletterte sie auf ihr Rekordhoch von fast 55 Euro. Danach ging es abwärts, auch weil das Wachstum aus der Pandemie-Hochphase schnell abebbte. Im Oktober 2021 kam hinzu, dass Teamviewer seine Mittelfristziele kassierte, was den Kurs erneut einbrechen ließ. Davon hat er sich bis heute nicht erholt: Am Donnerstag schloss das Papier bei 12,10 Euro. Heute dürften zunächst wieder Notierungen von über 13 Euro auf dem Kurszettel stehen.
DER AKTIONÄR hat bereits berichtet, dass Teamviewer zuletzt operative Fortschritte gemacht hat und mit einem starken Free Cashflow punktet. Dadurch können Schulden weiter zurückgeführt und Aktienrückkäufe getätigt werden. Der Rückzug bei ManU passt da gut ins Bild. Am Ende wartet aber dennoch viel Arbeit auf den Vorstand. Verdichten sich die Anzeichen, dass Teamviewer 2022 die operative Kurve gekriegt hat, dürfte die Aktie ihre Aufwärtsbewegung Richtung 15 Euro fortsetzen.
(Mit Material von dpa-AFX)