Die Aktien der Merck KGaA haben am Donnerstag nach einem anfänglichen Kursrutsch mit klaren Gewinnen auf die jüngste Geschäftsentwicklung des Pharma- und Technologiekonzerns reagiert. Zuletzt legten sie um 1,5 Prozent auf 163,65 Euro zu und sind knapp damit vor Adidas und der Deutschen Telekom der stärkste Titel des Tages im DAX.
Der Rückgang der Corona-Erlöse und die anhaltende Schwäche im Verkauf von Flüssigkristallen setzten den Darmstädtern zum Jahresauftakt zu. Im ersten Quartal stieg der Umsatz um zwei Prozent. Das operative Ergebnis (bereinigtes Ebitda) sank um knapp drei Prozent. Analysten hatten allerdings mit noch weniger gerechnet. Ein Händler sagte am Morgen, die Jahresziele hätten die durchschnittlichen Erwartungen von Analysten verfehlt. Allerdings liege das erste Quartal über den Zielspannen.
"2023 wird für uns ein Übergangsjahr", sagte Merck-Chefin Belen Garijo laut Mitteilung vom Donnerstag. Merck hatte während der Pandemie in seinem Laborgeschäft lange von der starken Nachfrage von Impfstoffherstellern und -forschern profitiert. Doch mit dem Abflauen des Virus reduzierten sich die Corona-Umsätze dort zuletzt deutlich. Auch kämpft der Konzern im Geschäft mit Flüssigkristallen seit langem mit Konkurrenz aus Asien.
Zudem setzen die mit der Inflation gestiegenen Kosten dem Konzern seit einiger Zeit zu. Das Management hatte deshalb bereits im Frühjahr eine vorsichtige erste Prognose abgegeben, traditionellerweise wird diese dann nach dem ersten Quartal konkret beziffert. Inzwischen zeige sich jedoch, dass die Schwäche im Halbleitermarkt deutlicher ausfallen werde als zunächst angenommen, hieß es vom Konzern nun dazu. Auch dürften Wechselkurseffekte stärker belasten als zuvor angenommen.
Der Umsatz soll demnach im laufenden Jahr bei 21,2 bis 22,7 Milliarden Euro herauskommen. Nach 22,2 Milliarden Euro im Vorjahr sind damit 2023 sowohl ein Zuwachs als auch ein Rückgang möglich. Das bereinigte Betriebsergebnis dürfte jedoch auf 6,1 bis 6,7 Milliarden Euro sinken verglichen mit 6,8 Milliarden im vergangenen Jahr. Organisch dürfte das Ergebnis damit im schlechtesten Fall um fünf Prozent zurückgehen und bestenfalls stabil bleiben.
Im ersten Quartal konnten die Darmstädter ihren Umsatz abseits von Übernahmen und Wechselkurseffekten nur noch moderat auf rund 5,3 Milliarden Euro ankurbeln. Nominal betrug die Steigerung knapp zwei Prozent. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) ging im Vergleich zum Vorjahr um knapp drei Prozent auf rund 1,59 Milliarden Euro zurück. Analysten hatten hier mit 1,54 Milliarden Euro gerechnet, als noch weniger. Nach Steuern sank der Gewinn um knapp zehn Prozent auf 800 Millionen Euro.
Die Aktie von Merck hatte bereits in den vergangenen Wochen deutlich Federn lassen müssen. Im bisherigen Jahresverlauf gehört das Papier mit einem Minus von neun Prozent zu den Schlusslichtern im DAX. Wichtig ist nun aus charttechnischer Sicht, dass die 38-Tage-Linie sowie der Abwärtstrend seit Januar durchbrochen werden können. Investierte Anleger bleiben mit einem Stopp bei 145,00 Euro investiert.
(Mit Material von dpa-AFX)