Die Lage der deutschen Modebranche ist alles andere als gut. In den vergangen Jahren gingen die Hersteller Laurèl und René Lezard sowie die Handelsketten Steilmann-Boecker und Wöhrl in die Insolvenz. Vor wenigen Wochen meldeten der bekannte Modehersteller Gerry Weber und die Handelskette AWG Insolvenz an. Dementsprechend ging es auch bei der angeschlagenen Handelskette Tom Tailor mit dem Aktienkurs kräftig nach unten. Nun sieht es danach aus, dass Tom Tailor komplett chinesisch werden soll.
Der Großaktionär Fosun aus China will das Hamburger Unternehmen zu einer Bewertung von rund 96 Millionen Euro übernehmen. Den Tom-Tailor-Aktionären werden 2,26 Euro je Aktie geboten, teilte das Unternehmen am frühen Dienstagmorgen mit. Die Offerte liegt damit knapp fünf Prozent über dem Xetra-Schlusskurs vom Montag.
Kurz vor der Ankündigung einer Übernahmeofferte hatte Tom Tailor bereits bekannt gegeben, dass Fosun seinen Anteil über die Ausgabe neuer Aktien von knapp 29 Prozent auf 25 Prozent erhöht hatte. Dafür mussten die Chinesen knapp neun Millionen Euro auf den Tisch legen. Sollten alle Aktionäre ihre Anteile im Rahmen der Übernahmeofferte anbieten, müsste Fosun weitere etwas mehr als 60 Millionen Euro zahlen.
Tom Tailor kämpfte zuletzt mit einer Reihe von Problemen und steckte vor allem wegen der Marke Bonita tief in den roten Zahlen. Die knapp neun Millionen Euro aus der Kapitalerhöhung durch Fosun sollen zur Stärkung des Eigenkapitals und für die Restrukturierungsmaßnahmen bei Bonita verwendet werden.
Fosun ist seit 2014 an Tom Tailor beteiligt. Viel Freude hatten die Chinesen seitdem nicht mit ihrer Beteiligung. Der Aktienkurs fiel seitdem um 84 Prozent auf zuletzt 2,156 Euro. DER AKTIONÄR hatte die Aktie von Tom Tailor angesichts der angeschlagenen Situation nicht auf der Empfehlungsliste. Dementsprechend besteht kein Handlungsbedarf.
(Mit Material von dpa-AFX)