Teamviewer muss das im Vorjahr verlorengegangene Vertrauen der Anleger zurückgewinnen. Mit dem soliden ersten Quartal hat der Spezialist für Fernwartungs- und Videokonferenzsoftware einen ersten Schritt gemacht. Anfang August stehen die Q2-Zahlen auf der Agenda. Im Vorfeld melden sich die Analysten zu Wort.
Die US-Bank JPMorgan hat Teamviewer zuletzt von "Overweight" auf "Neutral" abgestuft und das Kursziel von 18 auf zwölf Euro gekappt. Das Geschäftsumfeld sei für den Hersteller von Computer-Fernwartungslösungen herausfordernd, so Analystin Kathinka de Kuyper. Hinter dem diesjährigen Ziel für die in Rechnung gestellten Umsätze stehe nach bisherigem Stand ein Fragezeichen.
Zur Erinnerung: Teamviewer strebt ein Wachstum bei den sogenannten Billings, also den in Rechnung gestellten Umsätzen der kommenden zwölf Monate, von bis zu 19 Prozent an und erwartet einen Wert in einer Größenordnung von 630 bis 650 Millionen Euro (Vorjahr: 547,6 Millionen Euro). Der Umsatz wird voraussichtlich um bis zu 15 Prozent auf 565 bis 580 Millionen Euro (Vorjahr: 501,1 Millionen Euro) steigen. Die bereinigte EBITDA-Marge dürfte zwischen 45 und 47 Prozent liegen. Damit würde der Wert im besten Fall stagnieren.
Die britische Investmentbank Barclays hat das Kursziel von 17 auf 15 Euro gesenkt, aber die Einstufung auf "Equal Weight" belassen. Noch habe die Nachfrage in der Softwarebranche nicht nachgelassen und die Managementsignale blieben optimistisch, so Analyst James Goodman.
Deutsche Bank Research hat das Kursziel von 16 auf 14 Euro gesenkt und die Einstufung auf "Hold" belassen. Steigende Zinsen, Lieferkettenprobleme, die hohe Inflation und eine drohende Rezession erhöhten die konjunkturellen Unsicherheiten und ließen vorsichtigere IT-Ausgaben von Unternehmen erwarten, so Analyst Johannes Schaller in einer Branchenstudie.
Im Schnitt liegt das Kursziel der Analysten derzeit bei 15,98 Euro – also mehr als 60 Prozent über dem aktuellen Niveau. Die nächsten Zahlen stehen am 3. August auf der Agenda. Dann wird sich zeigen, ob Teamviewer wirklich die geplanten operativen Fortschritte machen kann. Neben den Billings und der Marge stehen Aussagen zu den zunehmenden Konjunkturunsicherheiten im Fokus, die sich im Softwarebereich in der Regel mit einem bis drei Quartalen Verzögerung bemerkbar machen. Die Aktie pendelt knapp über der 9-Euro-Marke seitwärts. Die ersten Wochen des Jahres haben gezeigt, dass bereits jede kleinere positive Nachricht für Kurssprünge sorgen kann. Risikobewusste Anleger können im Vorfeld der Zahlen bei Kursen von unter zehn Euro eine bewusst klein gehaltene Trading-Position aufbauen, um auf einen verbesserten Newsflow zu spekulieren. Aus charttechnischer Sicht warten die nächsten Ziele bei 11,75 und 13,50 Euro. Ein enger Stopp knapp unter dem Jahrestief sichert gegen größere Rückschläge ab.
(Mit Material von dpa-AFX)