Nächste Achterbahnfahrt bei der Aktie der von einem Milliarden-Bilanzskandal schwer erschütterten Retail-Holdinggesellschaft: Mehr als 50 Prozent liegt der Steinhoff-Kurs heute zeitweise im Plus. Dann gibt der Kurs etwas nach, steht am Abend aber bei rund 1,5 Cent – und damit immerhin noch rund 30 Prozent im Plus.
Diese Ausschläge sind mit Vorsicht zu genießen. Als Pennystock ist Steinhoff quasi traditionell volatil. Wenige Käufe können reichen, um den Kurs relativ stark zu bewegen. Heute sorgte offenbar die Anhörung vor Gericht für gute Stimmung. Wie berichtet, geht es darum, ob Steinhoff und seine Gläubiger ein Restrukturierungsverfahren (WHOA) durchziehen dürfen, bei dem fragwürdig wäre, ob die Interessen der Anleger ausreichend berücksichtigt werden. Der Prozess konnte von Anlegern heute auch per Livestream verfolgt werden.
Ersten Kommentaren in einschlägigen Internetforen zufolge, hat die Steinhoff-Führung einmal mehr eher dünn argumentiert, als es unter anderem darum gegangen sein soll, inwiefern das angestrebte Restrukturierungsverfahren tatsächlich alternativlos sei.
Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger hatte im Vorfeld ein Gutachten in Auftrag gegeben, wonach der Wert der Assets bei Steinhoff die Schulden übersteigt. Steinhoff und die Gläubiger behaupten das Gegenteil. Die Gläubiger wollen sich das – angeblich doch wertlose – Steinhoff trotzdem unter den Nagel reißen.
Die zuständige Richterin soll unter anderem Bedenken geäußert haben, ob Steinhoff nicht einfach weitere Assets hätte verkaufen können. Anmerkung: So sah auch der ursprünglich kommunizierte Plan des Unternehmens aus, bevor sich die Lage kurz vor dem Jahreswechsel plötzlich geändert hatte (siehe weiterführende Beiträge am Artikel-Ende).
Das Gericht soll auch nachgehakt haben, wer eigentlich die Stiftung leiten wird, die im Rahmen des WHOA verwaltend tätig werden soll. Unter anderem wohl Louis du Preez, der derzeitige Steinhoff-Chef. Auch das würde unterstreichen, dass das Vorgehen Steinhoffs und der Gläubiger ein gewisses Geschmäckle hat. Einige Anleger hoffen nun offenbar, dass auch das Gericht zu diesem Schluss kommen könnte und Themen wie Zinssenkungen, Schuldenschnitt, Abfindung oder Vergleich auf die Tagesordnung kommen könnten.
DER AKTIONÄR hatte auf dem 1-Cent-Niveau in seinen jüngsten Heft-Beiträgen zur Steinhoff-Aktie keine explizite Verkaufsempfehlung mehr ausgesprochen. In der Zwischenzeit ist der Kurs mehrfach deutlich prozentual zweistellig nach oben und unten geschwankt, was unterstreicht, dass das klassische Setzen von Zielen und Stopps hier kaum einen Sinn ergeben würde. Wer hier noch investiert ist, muss wissen, dass das Totalverlustrisiko hoch ist. Da der weitere Kursverlauf hauptsächlich an den Entwicklungen vor Gericht hängt, bleibt die Aktie hochspekulativer Natur. Mehr zu Steinhoff auch in der aktuellen AKTIONÄR-Ausgabe.