Am Montag treffen sich die Mitglieder des Ölkartells Opec+, um über ihre Förderpolitik zu beraten. Doch bereits am Sonntag hat die Öl-Allianz nun eine überraschende Drosselung der Ölproduktion angekündigt. Außer Saudi-Arabien schließen sich noch sieben weitere Staaten der Maßnahme an, die die Ölpreise ab Montag steigen lassen dürfte.
Von Mai an soll die Produktion um gut eine Million Barrel (je 159 Liter) pro Tag niedriger ausfallen. Saudi-Arabien führte das Kartell am Sonntag mit einer geplanten Förderkürzung von 500.000 Barrel pro Tag an. Andere Mitglieder wie Irak, die Vereinigten Arabischen Emirate Kuwait, Kasachstan, Oman und Algerien folgten dem Beispiel mit etwas kleineren Mengen. Russland werde zudem seine Produktionskürzung bis Ende 2023 fortsetzen.
Damit dürften von Mai an mehr als eine Million Barrel Rohöl pro Tag weniger auf den Markt strömen als bisher erwartet. Das saudische Energieministerium erklärte, es handele sich um eine "freiwillige Kürzung" als Vorsichtsmaßnahme, die darauf abzielt, die Stabilität des Ölmarktes zu unterstützen, schreibt die saudische Presseagentur.
Opec hat erheblichen Einfluss
Der Einfluss des Verbundes aus 23 Staaten (mit Saudi-Arabien und Russland an der Spitze) ist weiterhin erheblich. Die Allianz hat einen weltweiten Marktanteil von etwa 40 Prozent und kann über die Fördermengen großen Einfluss auf die Ölpreise ausüben.
Anfang Dezember hatte die Opec+ beschlossen, die tägliche Rohölförderung ab Januar um 400.000 Barrel zu erhöhen. Noch am vergangenen Donnerstag wurde damit gerechnet, dass das Kartell an der bestehenden Vereinbarung festhalten werde.
Ölpreise von 15-Monats-Tief erholt
Im Zuge der Banken-Turbulenzen waren die Ölpreise auf ein 15-Monatstief zurückgefallen, hatten sich zuletzt jedoch wieder leicht erholt. Der Preis für ein Barrel Brent-Rohöl stieg bis auf knapp 80 Dollar.
Neue Inflations- und Rezessions-Befürchtungen
Zum Handelsstart am Montag dürften die Ölpreise nach der Verknappungs-Ankündigung zulegen. Das dürfte den Inflationsdruck auf der ganzen Welt wieder verstärken und die Zentralbanken zwingen, die Zinssätze länger hoch zu halten und damit das Risiko einer Rezession zu erhöhen.
Update: Brisant ist die Opec-Entscheidung auch vor dem Hintergrund, dass Saudi-Arabien sich erst in der abgelaufenen Woche einem Beitritt zu dem von China geführten asiatischen Sicherheits- und Wirtschaftsblock, der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) annäherte. Die Araber sind nun Dialog-Partner.
Saudi-Arabien rückt gen Osten
Die SCO ist ein Club von meist ehemaligen Sowjetstaaten, zu dem Russland und China sowie andere wichtige Wirtschaftsakteure wie Indien und Pakistan gehören. Dem Königreich könnte irgendwann die Vollmitgliedschaft gewährt werden. Die Entscheidung Saudi-Arabiens, die Ölförderung zu reduzieren, könnte auch strategisch gewertet werden, da man so die USA unter Druck setzt.
Chinas wachsende Rolle im Nahen Osten hatte in letzter Zeit auch Washington alarmiert, schrieb CNN vor dem Wochenende. Allein im März vermittelte Peking ein wegweisendes Abkommen zwischen den Erzfeinden Iran und Saudi-Arabien, das dazu beitragen könnte, die Spannungen im Nahen Osten deutlich abzubauen.
Saudi-Arabien hat auch seine Energie-Beziehungen zu China erheblich gestärkt. Am vergangenen Montag wurde ein 3,6-Milliarden-Dollar-Deal über den Kauf von 10 Prozent der chinesischen Rongsheng Petrochemical angekündigt. Die Saudis werden 480.000 Barrel Rohöl pro Tag an das Unternehmen liefern.