Mit dem Verkauf der Innogy-Beteiligung an E.on revolutioniert RWE die deutsche Energiebranche. Der Deal ist allerdings auch eine Rückbesinnung auf alte Tugenden. Denn das Geschäft mit erneuerbaren Energien, das vor zwei Jahren in der Tochter abgespalten wurde, gehört nun wieder zu RWE. Es soll dem Versorger eine Zukunft geben.
RWE will zwar auch künftig weiter auf das Kohlestromgeschäft setzen und spekuliert darauf, dass man als Garant für Versorgungssicherheit hier Gewinne einfahren kann. Vor allem die mögliche Einführung eines Kapazitätsmarkts würde dem Konzern entgegenkommen. Langfristig ist die Energiewende aber unaufhaltsam. Der Wiedereinstieg in die Stromproduktion mit erneuerbaren Energien macht deshalb durchaus Sinn.
Mit der Übernahme der „grünen Aktivitäten“ von Innogy und E.on wird RWE auf einen Schlag zur Nummer 3 in Europa im Geschäft mit regenerativen Energien. Bei der Windkraft steigt man sogar zur zweiten Kraft auf. In dem Bereich, der sich vom regulierten Markt zunehmend zu einem normalen Wettbewerbsmarkt entwickelt, muss RWE aber künftig erst zeigen, dass sich auch gutes Geld verdienen lässt. Der hart umkämpfte Wettbewerb dürfte die größte Herausforderung für den neuen „Big Player“ unter den Stromproduzenten werden.
Spekulative Chance
RWE hat sich ein neues Gesicht gegeben. Mit den „grünen Aktivitäten“ ist der Konzern wieder zukunftsfähig. An der Börse sollte das gewürdigt werden. Die Bewertung ist nach wie vor lukrativ, die hohe Dividendenrendite von knapp acht Prozent und die Aussicht auf steigende Strompreise machen die Aktie attraktiv. Anleger lassen die Gewinne laufen. Aufgrund des harten Wettbewerbs bleibt die Aktie aber spekulativ. Konservativere Anleger greifen bei E.on zu.