Der Autozulieferer und Rüstungskonzern Rheinmetall sieht sich trotz getrübter Umsatzerwartungen für 2021 im Aufwind. Bei der Vorlage der endgültigen Zahlen zum dritten Quartal zeigte sich Konzernchef Armin Papperger vor allem mit der Auftragslage zufrieden. An der Börse kam das gut an, die Aktie legt am Freitag rund drei Prozent zu.
„Unseren sehr hohen Auftragsbestand konnten wir mit wichtigen Auftragserfolgen auf jetzt über 14 Milliarden Euro ausbauen und erreichen damit für Rheinmetall ein völlig neues Niveau“, so Papperger . Als Bremse erweist sich jedoch der weltweite Mangel an Halbleitern, der wichtigen Kunden zu schaffen macht.
Bereits Ende Oktober hatte der Konzern seine Umsatzerwartungen für das laufende Jahr gekappt. Das Management rechnet seitdem auf vergleichbarer Basis nur noch mit einer Steigerung um sechs Prozent statt um sieben bis neun Prozent im Vergleich zum Corona-Jahr 2020. Dank Einsparungen sollen jedoch etwa zehn Prozent des Umsatzes als operativer Gewinn beim Unternehmen hängen bleiben. Das entspricht dem oberen Ende der vorherigen Prognose.
Als Grund für das gebremste Umsatzwachstum nannte das Unternehmen Engpässe bei Halbleitern und einzelnen Rohstoffen. Viele Autohersteller haben deshalb ihre Fahrzeugproduktion gedrosselt. Mehrere Werke stehen still oder haben Kurzarbeit eingeführt. Bei Rheinmetall hätten wichtige Kunden in der Folge weniger Teile abgenommen, hieß es in der Quartalsmitteilung.
Vorläufige Zahlen bestätigt
Wie bereits bekannt, blieb der Umsatz im dritten Quartal mit 1,26 Milliarden Euro etwa auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums. Das operative Ergebnis ging um drei Prozent auf 106 Millionen Euro zurück. Unter dem Strich sprang der auf die Anteilseigner entfallende Gewinn jedoch um fast zwei Drittel auf 73 Millionen Euro nach oben. Das lag vor allem daran, dass es vor einem Jahr eine größere Belastung im nicht fortgeführten Geschäft gegeben hatte.
Im vergangenen Jahr hatte sich das Geschäft mit Munition, Panzern, Radfahrzeugen und Lastwagen als wichtiger Stabilitätsanker für Rheinmetall erwiesen. 2021 lief auch das Geschäft mit der Autoindustrie angesichts der Erholung von der Corona-Krise wieder besser, nachdem wegen der Pandemie im Vorjahr Werke zeitweise schließen und ihre Produktion zurückfahren mussten.
Noch kein Käufer für Kolben-Geschäft
Beim geplanten Verkauf des Geschäfts mit Klein- und Großkolben hat Rheinmetall noch kein Ergebnis erzielt. „Bislang konnte nicht zuletzt vor dem Hintergrund des durch Lieferengpässe beeinträchtigten Gesamtmarktes noch kein kapitalstarker Käufer gefunden werden“, heißt es im Quartalsbericht. Der Konzern wolle den Geschäftsbereich samt Mitarbeitern aber weiterhin in die Hände neuer Eigentümer geben, „die das Geschäft sinnvoll weiterführen können“.
Rheinmetall rückt im Zuge einer strategischen Neuausrichtung vom Verbrennungsmotor ab. Stattdessen will der Konzern das Geschäft mit Rüstungs- und Sicherheitstechnik ausbauen.
Vor allem im Rüstungsgeschäft sind die Aussichten bei Rheinmetall gut. Doch die Aktie kam in den vergangenen Monaten nicht in Fahrt. Mit dem Kursplus am Freitag hellt sich das Chartbild nun aber wieder auf. Investierte Anleger bleiben unverändert an Bord. Neueinsteiger können abwarten, ob der Ausbruch über den Bereich bei 93 Euro gelingt.
Mit Material von dpa-AFX