Die Aktie von ProSiebenSat.1 hat am Donnerstag zeitweise deutliche Kursgewinne von mehr als sieben Prozent verzeichnet. Zuvor hatte der Großaktionär Media For Europe (MFE) eine radikale Idee, präsentiert, um den kriselnden Medienkonzern wieder auf Kurs zu bringen. Bis zum Xetra-Handelsschluss ist die Begeisterung aber schon wieder abgeflacht.
Media For Europe fordert die Aufspaltung von ProSiebenSat.1. Das wichtige Entertainment-Fernsehgeschäft solle von den „Randaktivitäten“ E-Commerce und Dating separiert werden, um den Fokus auf das Kerngeschäft zu lenken, teilte der Mailänder Medienkonzern am Donnerstag mit.
Eine Abspaltung würden zu zwei börsennotierten Unternehmen führen. Einen entsprechenden Vorschlag zur Aufspaltung will MFE auf der Hauptversammlung von ProSiebenSat.1 am 30. April einbringen. Im Zuge dessen plädiert das Unternehmen um die Berlusconi-Familie auch für die Aufnahme eines M&A-Experten in den Aufsichtsrat.
ProSiebenSat.1 ist in drei Segmente gegliedert: Das Entertainment-Geschäft mit dem Herzstück Joyn war 2023 für zwei Drittel des Konzernumsatzes verantwortlich, vor allem durch Werbung in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Rund 80 Prozent des um Sondereffekte bereinigten operativen Ergebnisses (EBITDA) kommen aus dem Kerngeschäft.
Ein Dorn im Auge sind MFE dagegen die Dating-Sparte (ParshipMeet Group) sowie das E-Commerce-Geschäft mit Unternehmen wie Flaconi, Verivox und Jochen Schweizer Mydays - von all diesen soll sich ProSiebenSat.1 nach dem Willen von MFE verabschieden. „Der ProSiebenSat.1-Vorstand hat wiederholt seine Absicht zur Separierung der Segmente geäußert, insoweit aber bislang keine wesentlichen Fortschritte erzielt“, argumentierte der Großaktionär, der gut 29 Prozent der ProSiebenSat.1-Anteile hält.
Erst am Mittwoch hatte der ProSiebenSat.1-Aufsichtsratschef Andreas Wiele für einen schnellen Konzernumbau mit Fokus auf das Fernsehen und Streaming plädiert. „Ein Mischkonzern, der in vielen Bereichen tätig ist, hat noch nie funktioniert, vor allem nicht im Mediengeschäft“, sagte Andreas Wiele im Interview mit der Süddeutschen Zeitung.
Nicht ohne Risiko
Die Anleger scheinen der Idee einer Aufspaltung nicht abgeneigt zu sein, denn nach Bekanntwerden der MFE-Forderung ist die Aktie am Vormittag um mehr als sieben Prozent angesprungen. Bis zum Xetra-Handelsschluss ist der Vorsprung allerdings wieder auf weniger als ein Prozent zusammengeschrumpft.
Womöglich auch, weil die US-Investmentbank JPMorgan in einer ersten Reaktion auf die möglichen Risiken dieses Vorhabens hingewiesen hat. Demnach werde ein überstürzter Verkauf unter schwierigen Marktbedingungen den Wert wohl nicht maximieren.
Zwar hat sich die Aktie seit Jahresbeginn wieder um rund 14 Prozent nach oben gekämpft, mit Blick auf den Langfrist-Chart ist die Lage aber immer noch angespannt. DER AKTIONÄR bleibt bei ProSiebenSat.1 daher zurückhaltend und an der Seitenlinie.
Mit Material von dpa-AFX.
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