Nach Vestas und Siemens Gamesa hat nun auch Nordex schwache Margen und teilweise gesenkte Jahresziele veröffentlicht. Höhere Kosten infolge der Unsicherheiten in den Rohstoff- und Logistikmärkten stimmen den Hamburger Windkraftanlagenbauer deutlich pessimistischer. Die Anleger waren aber nur kurz geschockt. Die Aktie kann sich schon von den Tiefstständen lösen.
Zwar werde der Jahresumsatz etwas steigen, die Ergebnismarge 2021 allerdings deutlich hinter der bisherigen Prognose liegen, hieß es bereits gestern Abend aus der Hamburger Konzernzentrale. Zunächst ging es daher für das Nordex-Papier steil auf Talfahrt. Bei 12,88 Euro, dem tiefsten Stand seit Anfang Oktober, setzte dann aber eine spürbare Erholung ein. Gegen Mittag war der Verlust dann wieder wettgemacht und die charttechnisch wichtige 13-Euro-Marke zurückerobert.
Wie kam es zu der Trendwende? Goldman-Analyst Ajay Patel bewertete bei Nordex die wichtigsten Eckdaten und den gesenkten Ausblick zwar negativ, das alles ist ihm zufolge angesichts des steigenden Kostendrucks in der Windkraftanlagen-Branche aber keine große Überraschung mehr. Er hat die Einstufung für Nordex daher auf "Neutral" mit einem Kursziel von 18,40 Euro belassen.
Auch Guido Hoymann vom Bankhaus Metzler konstatierte nur: Nach den Warnungen der Wettbewerber habe es "nun also auch Nordex" getroffen. Seine Schlussfolgerung daraus lautet lapidar: "Da die Hauptrisikofaktoren weiter die Transportkosten und die Stahlpreise bleiben, und diese auch so rasch nicht mehr fallen dürften, muss die Branche ihr Heil in Preissteigerungen für ihre eigenen Produkte suchen." Der Analyst hat das Kursziel von 23 auf 20 Euro gesenkt, die Einstufung aber auf "Buy" belassen.
Mit Spannung dürfte allerdings nun auf den 15. November gewartet werden, wenn Nordex endgültige Zahlen bekannt gibt. Der Fokus der Investoren dürfte dann darauf liegen, ob die Ziele für 2022 weiter Bestand haben werden, was nicht nur Jefferies-Analyst Constantin Hesse bezweifelt. Er sieht die Margenprognose für die operative Profitabilität (Ebitda) "in Gefahr", während Goldman-Analyst Patel bereits mit einer Senkung rechnet.
Die Nordex-Aktie hat in den letzten Monaten bereits deutlich an Wert eingebüßt. DER AKTIONÄR bleibt aber dabei: Fällt die Aktie nachhaltig unter die 13 Euro, dürfte sich die Talfahrt noch einmal beschleunigen. Auch wenn sich der Titel heute wieder etwas von dieser Marke lösen kann, sollten Anleger vor einem Einstieg die weiteren Zahlen am 15. November abwarten.
(Mit Material von dpa-AFX)