Zum Start in die kurze Handelswoche nach Ostern stieg die Infineon-Aktie auf ein neues Mehrjahreshoch bei 37,31 Euro. Der Megatrend Elektromobilität erweist sich bei Infineon mehr und mehr als Wachstumstreiber. Doch auch der heimische Chipriese bekommt den Chip-Mangel in der Autoindustrie zu spüren. Vorstand Reinhard Ploss erwartet, dass die Branche noch einige Monate darunter leiden wird.
In einem Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) nennt der Konzernchef mehrere Gründe, die für diesen Chip-Mangel verantwortlich sind. Neben den Engpässen bei den Auftragsfertigern, spricht Ploss von dem „Phänomen, dass im Sommer die Wettbewerber von Huawei dessen Marktanteil erobern wollten und deshalb ordentlich Chips geordert haben“. Drittens hätten viele Firmen wegen der geopolitischen Spannungen ihre Lager vergrößert, und ein Teil der chinesischen Auftragsfertiger sei auf der Embargo-Liste der USA gelandet.
Infineon werde noch Monate mit dem Chip-Mangel in einigen Bereichen kämpfen, denn die Produktionskapazitäten bei den Auftragsfertigern blieben. “Je nachdem, wie sich diese neue Kapazitäten aufbauen, kann das von dieser Seite zwischen sechs Monaten und gut zwei Jahren dauern”, so Ploss gegenüber der NZZ.
In diesem Umfeld dürften die Preise für Zulieferungen der Auftragsfertiger und auch die der direkten Zulieferer von Infineon steigen. Einen Teil davon dürfte der Konzern am Ende auch an seine Kunden weiter geben.
Infineon will aber auch anders dagegen steuern und unabhängiger werden: “Wir erhöhen unsere Investitionen in Fertigungskapazität und ziehen den Starttermin für die neue Leistungshalbleiterfabrik in Villach in das letzte Quartal des laufenden Geschäftsjahres vor“, so der Vorstand bei der Vorlage der Zahlen zum ersten ersten Quartal 2020/21 (Ende September) vor wenigen Wochen.
Trotz Chip-Mangel: Die strukturellen Wachstumstreiber und Trends bei Infineon sind intakt. Den Engpässen sollte der Konzern passend entgegen steuern. Bei einem anhaltend positiven Newsflow dürfte die Aktie ihre Rekordfahrt fortsetzen und weiter Kurs auf die 40-Euro-Marke und mehr nehmen. Anleger lassen die Gewinne laufen, stellen sich aber auch auf den einen oder anderen Rücksetzer ein.