Nach dem Vorstandswechsel vor vier Wochen verliert Infineon seinen bisherigen Vertriebsvorstand Helmut Gassel. Ein Nachfolger aus den eigenen Reihen wurde bereits gefunden: Neuer Vertriebsvorstand wird der Österreicher Andreas Urschitz, derzeit Leiter des Bereichs "Power & Sensor Systems". Größere Auswirkungen auf Ausrichtung und Kursverlauf hat die Personalie aber nicht.
Der 1964 geborene Gassel verlässt den Konzern Ende Mai auf eigenen Wunsch. Der Aufsichtsrat hat dieser Bitte "mit großem Bedauern" bereits zugestimmt. Der Manager war als ein möglicher Nachfolger des früheren Infineon-Vorstandschefs Reinhard Ploss gehandelt worden. Der Aufsichtsrat hatte jedoch den seit 2016 für das Tagesgeschäft verantwortlichen Vorstand Joachim Hanebeck auf den Chefsessel befördert. Hanebeck amtiert seit dem 1. April.
Der nächste wichtige Termin bei Infineon steht vor der Tür: Der heimische Chipriese gewährt am 9. Mai einen Einblick in die jüngste Geschäftsentwicklung, also auf das abgelaufene zweite Quartal des Fiskaljahres 2021/22. Bei einem unterstellten EUR/USD-Wechselkurs von 1,15 wird ein Umsatz von rund 3,2 Milliarden Euro (Q1: 3,159 Milliarden Euro) erwartet. Die Segmentergebnis-Marge wird dabei voraussichtlich etwa 22 Prozent (Q1: 22,7 Prozent) betragen.
Das Umfeld für Technologiewerte ist derzeit alles andere als gut. Die sich abzeichnende Zinswende hat seit Jahresbeginn einen Wechsel weg von hoch bewerteten Wachstumstiteln zu günstigeren Value-Aktien eingeläutet. Mit dem Rücksetzer im ersten Quartal dürfte bei der Infineon-Aktie bereits einiges an Zins-Gegenwind eingepreist worden sein. Der starke Dollar spielt dem Konzern in die Karten.
Der neue Vorstand Hanebeck dürfte die Jahresprognose nächste Woche mit den Q2-Zahlen bestätigen. Anleger sollten sich von der jüngsten (Kurs-)Entwicklung nicht aus der Ruhe bringen lassen, den Blick nach vorne richten und an der Aktie festhalten.
(Mit Material von dpa-AFX)