Der Halbleiterbedarf ist nach wie vor deutlich größer als das Angebot. Seit Monaten bremst der Chipmangel weltweit das Wirtschaftswachstum. Die Gründe sind vielschichtig, die Auswirkungen eindeutig. Die Lieferengpässe belasten auch das Geschäft von Infineon – vor allem dort, wo der Konzern auf Zulieferer angewiesen ist.
Auftragsfertiger wie TSMC (Taiwan) stehen für 30 Prozent des Umsatzes. Hier könnten die Engpässe bis Ende des Kalenderjahrs eine Belastung darstellen. Bei den Halbleitern, die Infineon selbst herstellt, vor allem Leistungshalbleiter und Sensoren, dürfte der Konzern dagegen schon im Sommer wieder weitestgehend lieferfähig sein.
Trotz der Unsicherheitsfaktoren hob der Chipkonzern bei der Zahlenvorlage seine Planvorgaben für das Geschäftsjahr 2021/22 (30. September) an. Der Umsatz soll bei einem unterstellten EUR/USD-Wechselkurs von 1,15 (zuvor 1,20) 13 Milliarden Euro erreichen, das sind 300 Millionen mehr als bisher erwartet. Infineon erzielt rund zwei Drittel seiner Erlöse in Dollar. Die operative Marge soll um einen Prozentpunkt mehr als bisher auf 22 Prozent (Vorjahr: 18,7 Prozent) steigen.
Im Bereich Automotive (AVT) erzielte Infineon im Q1 mit rund 44 Prozent weiterhin den Großteil seiner Umsätze. Die Marge liegt mit 18,8 Prozent unter dem Niveau des Gesamtkonzerns von 22,7 Prozent. Infineon liefert unter anderem Chips für die Stromversorgung, sogenannte Hochleistungshalbleiter auf Basis von Siliziumcarbid (SiC). Diese bieten im Vergleich zu den bis dato eingesetzten Siliziumchips eine bessere elektrische Leitfähigkeit – also für mehr Reichweite der E-Autos. Nach der Cypress-Übernahme ist der DAX-Kontern hier weltweit führend, baut seine Kapazitäten wie zuletzt in Villach aber weiter aus.
Infineon hat seine Hausaufgaben gemacht. Der Konzern sollte die Lieferkettenprobleme daher ganz gut managen können. Vorstand Reinhard Ploss plant gewohnt konservativ. Anleger sollten sich von der jüngsten Kursentwicklung nicht aus der Ruhe bringen lassen. In einem halbwegs stabilen Umfeld im Technologiesektor sollte die Aktie die 40-Euro-Marke im Jahresverlauf wieder ins Visier nehmen und auch überwinden. Mehr Hintergründe und Informationen zu Infineon gibt es in der neuen Ausgabe von DER AKTIONÄR, die hier bequem heruntergeladen werden kann.
(Mit Material von dpa-AFX)