Ein starkes erstes Quartal und der schwache Euro sorgen bei Infineon für noch mehr Zuversicht. Der Chipkonzern hob in der vergangenen Woche seine Planvorgaben für Umsatz und Gewinn im laufenden Geschäftsjahr 2021/22 (30. September) an. Trotz der hohen Nachfrage bleiben einige Unsicherheitsfaktoren. Das betrifft vor allem die Lieferengpässe, die weit ins Kalenderjahr belasten dürften. Nun will auch die EU dagegen steuern.
„Die Nachfrage nach unseren Produkten und Lösungen ist weiterhin sehr hoch. Unsere Kapazitäten sind stark ausgelastet und wir bauen sie schrittweise aus“, so Vorstand Reinhard Ploss bei der Vorlage der Zahlen in der vergangenen Woche.
„Bei den Produkten, die wir selbst fertigen, werden wir unsere Lieferfähigkeit im Laufe des Jahres verbessern. Insgesamt ist der Halbleiterbedarf nach wie vor deutlich höher als das Angebot. Elektrifizierung und Digitalisierung sorgen für anhaltend starkes Wachstum in unseren Zielmärkten“, so der Konzernchef weiter.
Verbraucherinnen und Verbraucher merken die Chipkrise an langen Wartezeiten für Neuwagen oder Lieferschwierigkeiten bei neuesten Spielkonsolen wie der Playstation 5. Mit einem milliardenschweren Plan soll die EU künftig von einem Mikrochipmangel verschont bleiben.
Passend dazu stellt heute unter anderem Kommissionschefin Ursula von der Leyen den sogenannten Chips Act vor. Nach Angaben von Binnenmarktkommissar Thierry Breton sollen damit weit mehr als 40 Milliarden Euro an öffentlichen Geldern mobilisiert werden. Der Chips Act soll verhindern, dass Europa von anderen Regionen wie Asien oder Amerika abgehängt wird.
Das Ziel ist ambitioniert: Der EU-Anteil auf dem Weltmarkt für Chips soll nach Kommissionsangaben auf 20 Prozent wachsen und damit verdoppelt werden. Dafür müsste sich die Produktion vervierfachen, da erwartet wird, dass sich der Markt bis 2030 verdoppelt.
„Mikroelektronik ist eine Schlüsseltechnologie im digitalen Zeitalter, und Halbleiter sind die Basis für alle digitalen Anwendungen“, betont der Präsident des deutschen Digitalverbands Bitkom, Achim Berg. Ziel müsse es sein, ein europäisches Mikroelektronik-Ökosystem zu schaffen. Dieses solle sowohl Design als auch Produktion umfassen. Aber auch eine Offenheit gegenüber dem Weltmarkt müsse gewahrt bleiben.
Keine Frage, die Investitionen der EU sind wichtig. Doch bis erste Erfolge sichtbar werden, wird noch einige Zeit vergehen. Bei Infineon machen sich die hohen Investitionen der vergangenen Jahre dagegen schon jetzt bezahlt. Der Konzern sollte die Lieferkettenprobleme daher ganz gut managen können. Vorstand Reinhard Ploss plant gewohnt konservativ. Anleger sollten sich von der jüngsten Kursentwicklung nicht aus der Ruhe bringen lassen. In einem halbwegs stabilen Umfeld im Technologiesektor sollte die Aktie die 40-Euro-Marke im Jahresverlauf wieder ins Visier nehmen und auch überwinden.
(Mit Material von dpa-AFX)