Das Kursbeben an den internationalen Aktienmärkten zum Wochenauftakt lässt die Handelsumsätze der Online-Broker sprunghaft ansteigen und bringt einige Plattformen an ihre Belastungsgrenze. Bei flatexDEGIRO reagiert Vorstandschef Oliver Behrens gelassen auf die Turbulenzen – und lobt seine Kunden.
Strafzölle, Handelskrieg, Rezession – an den Aktienmärkten liegen die Nerven vieler Anleger derzeit blank. Egal ob an der New Yorker Wall Street, in Tokio oder an der Börse in Frankfurt – allerorten rauschen die Kurse in die Tiefe. In Frankfurt etwa verlor der DAX am Morgen in der Eröffnungsphase rund zehn Prozent.
Panik bei seinen Kunden will der Vorstandschef von flatexDEGIRO, Oliver Behrens, trotz der Turbulenzen nicht ausgemacht haben – im Gegenteil. Im Interview mit DER AKTIONÄR spricht Behrens über entspannte Kunden und die Auswirkungen der Marktturbulenzen auf das operative Geschäft.
Herr Behrens, die Angst vor einem globalen Handelskrieg lässt am Montag die internationalen Börsen erneut erzittern. Der DAX verlor in der Auftaktphase zeitweise mehr als zehn Prozent. Wie nehmen Sie als CEO von flatexDEGIRO diese Schwankungen wahr – haben Sie den Eindruck, dass Ihre Kunden in Panik verfallen?
Oliver Behrens: Basierend auf unseren Daten ist das nicht der Fall – ganz im Gegenteil. Natürlich sehen wir ein deutlich höheres Handelsvolumen, nicht nur heute, sondern schon in den letzten Tagen. Dabei sind unsere Kunden weiterhin ausgewogen auf der Käufer- und Verkäuferseite unterwegs. Auch die Zahl der Neukunden ist in den vergangenen Tagen nochmals gestiegen. Darüber hinaus sehen wir eine deutliche Zunahme bei den Geldern, die neu auf unsere Plattformen fließen. In der ersten April-Woche allein haben wir einen Netto-Zufluss von 350 Millionen Euro verzeichnet. Auch das spricht dafür, dass Kunden aktuell auf Kaufgelegenheiten vorbereitet sein wollen.
Können Sie uns in etwa einen Eindruck vermitteln, um wie viel das aktuelle Handelsvolumen höher ist als an einem Durchschnittstag?
Bis zur Mittagszeit lagen wir heute bereits bei rund 300.000 abgewickelten Transaktionen. Das entspricht etwa der Zahl an Transaktionen, die wir sonst an einem ganzen Tag verzeichnen – und das noch vor Öffnung der US-Börsen, die in der Regel zu einem weiteren deutlichen Anstieg der Handelsaktivität führen.
Bei Handelsplattformen wie Scalable und Trade Republic kam es aufgrund des massiven Kundenansturms offenbar zu Störungen im frühen Handel. War flatexDEGIRO ebenfalls betroffen?
Der Handel bei flatex war zu keinem Zeitpunkt eingeschränkt – trotz der verhältnismäßig hohen Last. Unsere Systeme sind so gebaut und dimensioniert, dass sie gerade in derartigen Fast-Markets performant bleiben. Darauf können sich unsere Kunden zu Recht verlassen.
Wie stellen Sie sicher, dass die Handelsplattform auch unter höchster Belastung reibungslos funktioniert?
flatex ist bereits seit 2006 am Markt aktiv. Was uns besonders auszeichnet, ist, dass wir die komplette IT inhouse betreiben und uns somit auf keine externen Anbieter verlassen müssen. Wir haben damit die volle Kontrolle über unsere Systeme und deren Weiterentwicklung – in die wir jedes Jahr einen zweistelligen Millionenbetrag investieren. Zu solchen Investitionen sind gerade jüngere Anbieter häufig finanziell gar nicht in der Lage. Bereits 2021, zur Zeit des Meme-Stock-Hypes, haben wir pro Tag 800.000 bis 900.000 Transaktionen erfolgreich abgewickelt. Das hat damals nicht jeder geschafft – und das schafft auch heute nicht jeder.
Wie viele Kunden können gleichzeitig Kauf- und Verkaufsorders aufgeben?
Da gibt es unsererseits keine Einschränkungen. Börsen haben in der Regel gewisse Begrenzungen hinsichtlich der eingehenden Orders, um Missbrauch zu vermeiden.
Können Sie bereits abschätzen, in welchem Ausmaß die gestiegenen Handelsumsätze das operative Ergebnis von flatexDEGIRO beeinflussen?
In volatilen Märkten bieten sich für unsere Kunden grundsätzlich vermehrt Handelsmöglichkeiten. Das führt entsprechend zu einem Anstieg der abgewickelten Transaktionen. Bereits im ersten Quartal konnten wir mit rund 19,5 Millionen Transaktionen einen Anstieg zum Vorquartal von fast 15 Prozent verzeichnen. Die letzten Tage haben da nochmal deutlich einen draufgesetzt. Hinzu kommt, dass aufgrund unserer hohen Skalierbarkeit jeder Euro zusätzlicher Provisionseinnahmen mit etwa 80 Prozent auf unser Vorsteuerergebnis durchschlägt.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, hält mittelbar eine wesentliche Beteiligung an der flatexDEGIRO AG, die unter den Marken flatex und DEGIRO Online-Brokerage betreibt.