Die beiden Chemieaktien Evonik und Lanxess können im heutigen Handel deutlich zulegen. Zum einen sorgen die relativ klaren Verhältnisse nach der Bundestagswahl sowie die Hoffnungen auf mögliche Erleichterungen bei den Energiepreisen für etwas Rückenwind. Zum anderen sorgt auch ein Maßnahmenpaket der EU-Kommission für eine gewisse Vorfreude.
Denn legte die EU-Kommission in der letzten Wahlperiode mit dem "Green Deal" noch ein beispielloses Maßnahmenpaket vor allem für einen drastischen Rückgang der Treibhausgasemissionen auf den Tisch, rückt nun Europas Industrie in den Fokus. So will die Brüsseler Behörde am Mittwoch mehrere Ideen und Maßnahmen präsentieren, um die Wirtschaft wieder auf Wachstumskurs zu bringen. So will sie etwa mit dem sogenannten Clean Industrial Deal (CID, "saubere-Industrie-Deal") ein Maßnahmenpaket vorlegen, das von kritischen Rohstoffen bis internationaler Zusammenarbeit verschiedene Bereiche betrifft. Dazu gehört ein Aktionsplan für niedrigere Energiepreise. Und es sollen Vorgaben etwa bei Berichtspflichten zur Nachhaltigkeit und für Investitionen vereinfacht werden.
Der Schwerpunkt des Clean Industrial Deals liegt auf energieintensiven Industriezweigen und sauberen, grünen Technologien ("clean-tech") wie etwa Windrädern, wie aus einem Entwurf hervorgeht, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. So setzt die Kommission etwa darauf, dass künftig 40 Prozent der grünen Technologien in der EU hergestellt werden sollen. Sie will dem Entwurf zufolge auch bis Ende 2026 vorschlagen, die Richtlinie über die öffentliche Auftragsvergabe so zu überarbeiten, dass nicht mehr nur der Preis den Ausschlag für einen Bieter geben soll.
Die hohen Energiepreise in Europa machen der Industrie zu schaffen. Mit einem Aktionsplan für bezahlbare Energie will die EU-Kommission unter anderem die Preise senken und den Ausbau grüner Energie vorantreiben. Dafür sollen etwa die Wettbewerbsregeln vereinfacht werden, wie aus einem Entwurf des Plans hervorgeht, der der Deutschen Presse Agentur ebenfalls vorliegt. Für niedrigere Stromkosten fordert die Kommission die Mitgliedstaaten unter anderem auf, die Stromsteuern zu senken.
Aus Sicht der Kommission sollte Europa bei der Beschaffung wichtiger Rohstoffe strategischer vorgehen, um Abhängigkeiten drastisch zu verringern und Versorgungsunterbrechungen zu vermeiden, heißt es in dem Entwurf. Das heißt unter anderem: Mehr recyceln! 25 Prozent sogenannter strategischer Rohstoffe sollen bis zum Ende des Jahrzehnts aus der Wiederverwertung kommen. Um das zu unterstützen, soll es bis Ende 2026 ein Gesetz geben, das einen Binnenmarkt für Abfälle und wiederverwendbare Materialien schafft.
Es bleibt dabei: Allmählich mehren sich die Hoffnungsschimmer für konjunktursensible Aktien wie Evonik und Lanxess. Dementsprechend präsentieren sich die Chartbilder der beiden Konzerne in einer mittlerweile durchaus guten Verfassung. Angesichts der mittel- bis langfristig betrachtet relativ guten Perspektiven sowie der gerade im historischen Vergleich günstigen Bewertungen können Anleger zugreifen. Dabei sollten die Stoppkurse bei 21,50 Euro (Lanxess) beziehungsweise 16,00 Euro (Evonik) beachtet werden.
Enthält Material von dpa-AFX