Im Zuge der wirtschaftlichen Erholung ist etwas in Vergessenheit geraten: Die Immobilienkrise in China ist nicht gelöst. Zu rund einem Drittel – und damit ziemlich wesentlich – hängt die Gesamtentwicklung in dem Land vom Häusermarkt ab. Die Aktie von Immobilien-Gigant Evergrande ist seit rund einem Jahr vom Handel ausgesetzt – und noch immer wird verhandelt.
Am Freitag waren einmal mehr Wirtschaftsdaten aus China gut angekommen. Der Caixin-Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor im Februar war unerwartet gut ausgefallen. Zuletzt war bereits der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe deutlich stärker gestiegen als erwartet. Die Entwicklung spricht für ein gelungenes Reopening nach den coronabedingten Knallhart-Lockdowns im vergangenen Jahr.
Unterdessen ist die Situation bei Evergrande, zeitweise der chinesische Immobilienentwickler mit dem höchsten Umsatz, immer noch äußerst angespannt. Weil es bislang nicht zu einer Einigung mit ausländischen Anleihegläubigern gekommen ist, steht eine Abwicklung des Unternehmens im Raum. Evergrande war bereits 2021 in Zahlungsverzug geraten – und befindet sich seitdem in einer Dauerkrise.
Wichtiger Monat
Streitpunkt ist derzeit unter anderem, ob Evergrande seine Vermögenswerte außerhalb Chinas verkaufen darf, um Festlandgläubiger zu bedienen. Die Besitzer von Evergrandes US-Dollar-Anleihen stellen sich diesbezüglich jedenfalls quer. Evergrande hat noch bis zum nächsten Montag (6. März) Zeit, um vor Gericht einmal mehr eine Fristverlängerung durchzubekommen. Am 20. März steht eine Anhörung in Hongkong zu einem Abwicklungsantrag an.
Zuletzt hatten sich die Aktienkurse von Evergrande-Rivalen im Zuge der allgemeinen Erholung in China seit Herbst 2022 nach oben bewegt. China hat zudem die Zügel für den Immobiliensektor etwas gelockert, nachdem der Markt durch hartes Durchgreifen in Schieflage geraten war. Zuvor waren massive Kreditaufnahmen über mehrere Jahre hinweg geduldet oder gar gewollt, um Wirtschaftswachstum und Wohlstandsentwicklung im Land zu befeuern.
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