Zeigten China-Aktien in Hongkong heute zunächst eine leichte Erholungstendenz, blieb davon am Ende nichts mehr übrig – selbst ein Plus von rund drei Prozent bei Chinas zweitgrößtem Immobilienkonzern Evergrande relativiert sich bei näherer Betrachtung. Im US-Handel sacken die Kurse von Alibaba und Co erneut ab.
Evergrande stieg zeitweise im heutigen Hongkong-Handel 13 Prozent. Übrig blieben am Ende nur knapp vier Prozent. Grund für das Plus: Die Provinzregierung Guandong werde die Stützung und Restrukturierung von Evergrande übernehmen, hieß es in Medienberichten. Der staatliche Vermögensverwalter China Cinda Asset Management (einst als Bad Bank gegründet) werde zudem ein Mitglied im Evergrande-Verwaltungsrat stellen.
Evergrande hat ein massives Schuldenproblem und hat Offshore-Anleihegläubiger gebeten, noch etwas Geduld zu haben. Der Konzern brauche noch mehr Zeit – bis März soll es wohl einen Restrukturierungsplan geben, der auch die Belange ausländischer Gläubiger berücksichtigt. Das führt zu etwas Hoffnung, dass der Staat Evergrande und dessen Investoren nicht völlig ihrem Schicksal überlassen wird.
Alles ziemlich vage – und definitiv kein Grund, sich nun ausgerechnet Evergrande-Aktien ins Depot zu legen. Eine echte Trendwende zeichnet sich nicht ab. Das Kursplus ist angesichts des längerfristigen Charts völlig zu vernachlässigen. Zumal in Hongkong gerade der größte Corona-Ausbruch seit 18 Monaten festgestellt wurde. Das befeuerte Bedenken bezüglich der wirtschaftlichen Gesamtentwicklung. Derzeit wird damit gerechnet, dass die aktuelle Welle Hongkong etwa zwei, drei Monate beschäftigen wird.
Alibaba hatte am Freitagabend im US-Handel bereits nahe am Tagestief geschlossen. Das entsprach einem Minus von sechs Prozent. Heute geht es – in einem für Tech-Titel besonders schwachen Gesamtmarkt – weiter abwärts.
Im US-Handel fällt der Kurs der Alibaba-Aktie zunächst bis 116,29 Dollar. Damit sind die Dezember-Tagestiefs im Bereich von 110 und 108 Dollar nicht mehr weit.
Die Entwicklung bestätigt die AKTIONÄR-Einschätzung, dass die Aufwärtsbewegungen bei Alibaba und Co lediglich als kurzfristige Trading-Gelegenheit interpretiert werden konnten. Zwar haben viele China-Tech-Aktien längst deutlich korrigiert, aber die Kurse werden sich momentan kaum nachhaltig vom fallenden Gesamtmarkt abkoppeln können. Insbesondere der mittelfristige Abwärtstrend bei Alibaba ist ungebrochen.
Der Handel mit Anteilen chinesischer Unternehmen ist mit erheblichen politischen und rechtlichen Unsicherheiten verbunden. Für Anleger besteht ein erhöhtes Totalverlustrisiko.
Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Alibaba.