Die Euro am Sonntag erklärt, mit dem Fernseh-Übertragungsstandard Digital Video Broadcasting Terrestrial (DVB-T2) erreichen „Live“-Bilder den Empfänger vor dem Fernsehgerät vier bis acht Sekunden früher als über einen Kabelanschluss oder das Internet. Die Media Broadcast Gruppe ist in Deutschland führend für dieses Antennen-Fernsehen DVB-T2. Firmenangaben zufolge sendet das Unternehmen dieses Signal in etwas niedrigerer Qualität bereits an vier Millionen Haushalte, was zehn Prozent der Fernsehanschlüsse in Deutschland entspreche. Für den Empfang des oben genannten sehr schnellen Signals in Standard High Definition benötigt man eine zusätzliche Box zum Fernsehgerät, die zunächst höchstens 100 Euro kosten soll. Christoph Vilanek, Vorstandsvorsitzender von Freenet, hat die Media Broadcast Gruppe und deren hochauflösendes Antennen-Fernsehen der nächsten Generation als gute Basis für Freenet gesehen, um in diesem Geschäft zu wachsen. Deshalb kaufte Freenet die Media Broadcast Gruppe im März für 295 Millionen Euro.
Die öffentlich-rechtlichen Sender in Deutschland boten diesen Standard zuerst und kostenlos. Seit April senden auch RTL, ProSiebenSat.1 Media und Vox auf DVB-TS. Freenet vermarktet dieses hochauflösende Angebot der Privatsender als Freenet.TV. Ab dem 29. März 2017 möchte Freenet mit 20 öffentlich-rechtlichen Programmen auch viele Sparten-Programme der Privat-Sender anbieten. Ab Juli 2017 soll Freenet.TV dann 69 Euro pro Jahr kosten. Das entsprechende Zubehör gibt es bereits jetzt im Handel und bei Freenet. Dabei muss das Unternehmen nicht einmal in Netzwerke investieren, wie das etwa die Deutsche Telekom, Vodafone oder Kabel Deutschland machen müssen. Deshalb sollen operativen Margen von 50 Prozent möglich sein. Finanzvorstand Joachim Preisig erwartet „nach etwa zwei Jahren mit Verlusten“, überwiegend durch Ausgaben für die Kundengewinnung, „(also ab dem Jahr 2019) erhebliche Ergebnisbeiträge aus dem TV-Geschäft“. Dabei hilft auch die Abschaltung des alten Standards DVB-T ab dem Jahr 2019. Freenet verspricht das Fernsehangebot für Tablet-Rechner und Smartphones technisch besser und einfacher anzubieten als der Bezahlfernsehsender Sky. Bei Sky Go kann es bei Live-Übertragungen ab einer zugeschalteten Gerätezahl von 100.000 Probleme geben. Um dieses Versprechen zu halten, beteiligte sich Freenet an dem Video- und Unterhaltungsdienst Exaring.
Im Stammgeschäft von Freenet, den Telekommunikations-Netzbetreibern Kapazitäten abzukaufen und unter eigenem Namen an die Endkunden zu vertreiben, läuft es gut. Freenet beteiligte sich mit 23,8 Prozent am Schweizer Telekom-Konzern Sunrise. Analysten schätzen, dadurch erhöht sich das operative Ergebnis in diesem Jahr um gut zehn Prozent. Freenet könnte im Aufsichtsrat von Sunrise darauf drängen, das Netz zu verkaufen und das Geschäftsmodell dem von Freenet anzunähern. Durch den Erlös aus dem Verkauf des Netzes könnte Freenet den Preis für die Beteiligung refinanzieren. Die Euro am Sonntag hält vor diesem Hintergrund noch höhere Dividenden für möglich. Dabei beträgt die aktuelle Dividendenrendite von Freenet bereits 6,4 Prozent. Das KBV liegt bei 2,3 und das KGV für das nächste Jahr bei 13. Anleger sollten die Aktie deshalb mit einem Kursziel von 30 Euro und einer Absicherung bei 19,30 Euro kaufen.