Die Deutsche Bank ist bisher vergleichsweise gut durch die Corona-Pandemie gekommen. Ihr CEO Christian Sewing schlägt für die Gesamtwirtschaft aber nun verhaltene Töne an. Er erwartet längerfristige Schwierigkeiten für Unternehmen in Deutschland und Herausforderungen für Banken.
Sewing sprach auf dem heutigen Handelsblatt Banken-Gipfel. „Wir müssen uns darauf einstellen, dass die Wirtschaft in einigen Bereichen nur mit 90, 80 oder gar 70 Prozent ihrer Kapazität läuft.“ Einige Firmen würden es in ihrer aktuellen Aufstellung schwer haben, auf diesem Niveau gewinnbringend zu arbeiten.
Zombifizierung der Wirtschaft?
Wenn jedes sechste Unternehmen in Deutschland durch Rettungsgelder und faktisch ausgesetzte Insolvenzmeldungen ein „Zombie“ werden könne, wie die Auskunftei Creditreform warnte, dann hätte das gravierende Auswirkungen auf die Produktivität der deutschen Volkswirtschaft, so Sewing.
Banken wollen Teil der Lösung sein, aber...
Er beteuerte, dass Finanzinstitute ihren Beitrag zur Lösung der Krise leisten wollten. Aber nicht allen Unternehmen könne geholfen werden, die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie zu bewältigen. „So sehr wir also Teil der Lösung bleiben wollen, werden wir doch differenzieren müssen.“ Die Grundlage für die Kreditvergabe müsse ein tragfähiges Geschäftsmodell sein. Eine Krise im Bankensektor selbst hält Sewing über die kommenden ein bis anderthalb Jahre aber für unwahrscheinlich. Sollte sich die Pandemie aber über Jahre hinziehen, würden auch die Geldhäuser die Folgen zu spüren bekommen.
Der Umbau bei der Deutschen Bank liegt voll im Plan, staatliche Stützungsmaßnahmen für Unternehmen und das wieder anziehende Geschäft haben einen Absturz verhindert. Selbst wenn sich eine neue Bankenkrise abzeichnen würde, dürften die Staaten und Notenbanken massiv intervenieren, um Schlimmeres zu verhindern.
Die Aktie gehört zu den potenziellen Turnaround-Kandidaten auf dem Kurszettel, positive News durch den Konzernumbau sind noch nicht eingepreist. Mutige greifen zu.