Bankbilanzen unterscheiden sich deutlich von den Büchern anderer Unternehmen. Komplizierter ist etwa die Bewertung von Vermögenswerten, insbesondere Finanzaktiva. Bereits während der letzten Finanzkrise 2007/2008 führte das zu erheblichen Problemen. Ausgelöst durch den Corona-Crash im Frühjahr gab es bei einigen Großbanken nun eine sonderbare Entwicklung in den Büchern. Betroffen ist auch die Deutsche Bank.
Konkret geht es um sogenannte Level-3-Assets. Ihre Fair-Value-Bewertung basiert auf bankinternen Modellen, denn diese Vermögenswerte werden an keinem Markt gehandelt. Ein Beispiel sind besonders ausgestaltete Zins-Swaps. Auch nach der Finanzkrise finden sich in vielen Bankbilanzen höhere Positionen von Level-3-Assets.
Level-3-Assets steigen stark an
Im ersten Halbjahr ist der Wert dieser Positionen in vielen Bankbilanzen sprunghaft angestiegen, so die Nachrichtenagentur Bloomberg. Die großen Investmentbanken in Europa aber auch den USA sitzen demnach auf 250 Milliarden Dollar an Level-3-Assets. In den vergangenen Monaten habe sich bei einigen Instituten wie der Société Générale, BNP Paribas, Barclays oder der Citigroup der Bestand um 20 Prozent erhöht.
Banken gehen wieder mehr ins Risiko
Eine einzelne Erklärung, wie es zu dem höchsten Anstieg seit fünf Jahren in diesem Segment gekommen ist, gibt es nicht. Aufgrund des Preisanstiegs bei risikolosen Papieren sei es zu veränderten Bewertungen gekommen, so Experten. Außerdem könnte es einen Zusammenhang mit den Rekordumsätzen im Investmentbanking geben. Viele Institute sind zudem wieder stark ins Risiko gegangen.
Deutsche Bank hält Anstieg in Schach
Die Deutsche Bank gehört mit einem Exposure von rund 25 Milliarden Euro zu den Geldhäusern mit einem hohen Bestand an Level-3-Assets. Im Rahmen des Konzernumbaus soll die Position allerdings abschmelzen. Zudem ist der Bestand in der ersten Jahreshälfte nur um rund eine Milliarde und damit um knapp vier Prozent gestiegen. Citigroup fuhr die Level-3-Assets um 80 Prozent hoch. Daraus ließe sich ableiten, dass die Deutsche Bank weniger ins Risiko gegangen ist als andere Investmentbanken.
Anleger müssen sich um die Level-3-Assets der Deutschen Bank derzeit keine Sorgen machen. Kommt es im Verlauf der Corona-Pandemie zu einer neuen Bankenkrise, wäre das Thema wieder brisant. Derzeit sieht es aber nicht danach aus. DER AKTIONÄR hält vielmehr an seiner positiven Einschätzung für die Aktie fest.
Im Fokus bleibt der Abwärtstrend vom Februar bei 8,90 Euro. Einen ersten Schritt an diesen Widerstand hat die Aktie heute bereits gemacht, die 50-Tage-Linie bei 8,26 Euro wurde geknackt. Trader können das Signal kaufen, investierte Anleger bleiben dabei.