Börsianer werden derzeit auf die Probe gestellt. Die Warnungen vor einer flächendeckenden Ansteckung der Bevölkerung und wirtschaftlichen Folgen wie in der Finanzkrise nehmen schneller zu als sich der Virus ausbreitet. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) betrachtet den Ausbruch des Coronavirus mittlerweile als Pandemie. Die Weltbörsen befinden sich im freien Fall.
Der Ausverkauf an den US-Börsen hat sich heute wieder beschleunigt. Der Dow Jones Industrial weitete im Tagesverlauf die Verluste immer mehr aus und schloss 5,86 Prozent niedriger bei 23.553,22 Punkten. In den vergangenen drei Wochen wurden somit die Kursgewinne mehr als eines Jahres zunichte gemacht.
Solange nicht klar ist, wann und wo die Ausbreitung des Coronavirus ihren tatsächlichen Höhepunkt erreicht, lassen sich die wirtschaftlichen Folgen nicht eindeutig beziffern. Sechs führende deutsche Ökonomen erwarten starke wirtschaftliche Auswirkungen durch das Coronavirus und präsentierten heute einen Notfallplan (“Wirtschaftliche Implikationen der Coronakrise und wirtschaftspolitische Maßnahmen”).
Die Staats- und Regierungschefs und auch die Notenbanken haben erste Gegenmaßnahmen eingeleitet oder werden damit in Kürze starten. Die britische Notenbank folgt der US-Zentralbank und versucht, mit Zinssenkungen die Auswirkungen des Coronavirus abzufedern.
Am Donnerstag ist EZB-Sitzung. Der Druck auf die EZB-Präsidentin Christine Lagarde ist groß. Angesichts rekordniedriger Leitzinsen ist der Spielraum für eine weitere Lockerung der Geldpolitik aber klein. Dennoch wird auch sie ein Maßnahmenpaket vorlegen.
Beruhigen kann das derzeit kaum jemanden. Aktienpositionen werden verkauft – aus Angst vor negativen Auswirkungen des Virus bei dem jeweiligen Unternehmen, aus Angst vor einer bevorstehenden Rezession oder einfach nur, um die Cashposition zu erhöhen.
In einem von Unsicherheit geprägten Umfeld reicht das aus, um eine Abwärtsspirale auszulösen. Denn selbst der Optimist kommt ins Zweifeln und beginnt, ebenfalls zu verkaufen. Folge: Dem Markt gehen die Käufer aus – dieser Herdentrieb ist ein weit verbreitetes Phänomen in Finanzkreisen.
Trotzdem oder gerade deswegen ist die Chance da, dass es schon bald eine Gegenbewegung geben wird, die länger als ein paar Stunden oder einen Tag andauern wird. Denn dieser Herdentrieb funktioniert auch in die andere Richtung. Um die jüngsten Verkäufer wieder auf der Käuferseite zu führen, braucht es positive Nachrichten – in Sachen Coronavirus und in Sachen Weltkonjunktur.
Die renommierte Boston Consulting Group (BCG) macht den Anfang und rechnet mit einer zügigen Erholung nach dem Virus-Schock. Die Einschätzung beruht dabei nicht allein auf schierem Optimismus. Die Managementberatung hat sich die durch Epidemien ausgelösten Krisen in den vergangenen 100 Jahren angeschaut. „In allen Fällen war eine V-förmige Wirtschaftsentwicklung erkennbar“, so BCG-Deutschlandchef Matthias Tauber.
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