Die Commerzbank hat gestern ihre Quartalszahlen vorgelegt und die Erwartungen der Analysten geschlagen. Mehr dazu hier. Allerdings wurde die Prognose für das Gesamtjahr gesenkt, wie der Analysten-Konsens rechnet nun auch der Vorstand mit einem Verlust. Schuld daran die bis vor wenigen Wochen unerwartete Insolvenz von Wirecard. Es gibt aber ein anderes Szenario, das großen Druck auf die Aktie ausüben könnte.
Ein Einzelfall bei der Risikovorsorge verursachte alleine im zweiten Quartal Aufwendungen von 175 Millionen Euro. Nach unbestätigten Berichten handelt es sich dabei um Wirecard. Die Commerzbank soll vor zwei Jahren im Rahmen eines Konsortiums 200 Millionen Euro an den Zahlungsdienstleister vergeben haben. Aufgrund der Pleite wurde ein Großteil des Kredites nun wohl abgeschrieben.
Die Risikovorsorge hat sich dadurch erhöht, was auch die geänderte Prognose erklären dürfte. Statt einem Volumen von einer bis zu 1,30 Milliarden Euro erwartet der Vorstand nun 1,30 bis 1,50 Milliarden Euro für das Gesamtjahr. Aus einem Gewinn wird in der Erwartung des Vorstands nun ein Verlust.
Zweiter Lockdown würde alles ändern
Diese Vorhersage bezieht sich aber auf das Basisszenario, dass es keinen zweiten Lockdown in Deutschland und Europa aufgrund der Corona-Pandemie gibt. Kommt es doch dazu, dann würden die tatsächlichen Pleiten und Kreditausfälle sprunghaft in die Höhe schießen. Die Bundesregierung und auch Politiker in anderen Ländern haben aber mehrfach beteuert, dass man mit regionalen Maßnahmen gegen einen möglichen Anstieg der Infektionszahlen vorgehen will.
Ein zweiter Lockdown in Deutschland erscheint trotz aktuell steigender Zahlen eher unwahrscheinlich. Die wirtschaftlichen Schäden wären immens und die Politik weiß das. Zudem ist davon auszugehen, dass staatliche Krisenmaßnahmen wie das Kurzarbeitergeld oder Lockerungen bei den Insolvenzregeln verlängert werden. Damit könnten die Banken von größeren Schäden abgeschirmt werden.
Die Aktie der Commerzbank nutzt das Momentum der letzten Tage und legt kräftig zu. Nachdem die 200-Tage-Linie bei 4,60 Euro nachhaltig überwunden wurde, nutzen noch nicht investierte Anleger das Kaufsignal zum Einstieg. Wer investiert ist, bleibt dabei.
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