Der einst größte Flugzeugbauer der Welt ist nach 737-Max-Debakel und Corona-Krise nur noch ein Schatten seiner selbst. Am Dienstag hat Boeing seine Auftrags- und Auslieferungsbilanz für das vergangene Jahr vorgelegt. Und die fiel noch schlechter als befürchtet aus. Die Boeing-Aktie geriet zeitweise unter Druck.
Wie der Airbus-Rivale mitteilte, musste der Boeing-Konzern 2020 gut 650 Stornierungen verkraften. Insgesamt wurden sogar mehr als 1.000 Bestellungen aus dem Orderbuch gestrichen, weil viele Aufträge als unsicher gelten.
Mit lediglich 157 Verkehrsflugzeugen fielen auch die Auslieferungen im vergangenen Jahr historisch schlecht aus. Im Vorjahr - das bereits stark unter den im Zuge zweier Abstürze verhängten Flugverboten für den Verkaufsschlager 737 Max litt - hatte Boeing noch rund 60 Prozent mehr Maschinen an die Kundschaft bringen können. Der Konkurrent Airbus setzt sich mit 566 ausgelieferten Jets im Jahr 2020 immer weiter ab (DER AKTIONÄR berichtete).
Zuletzt ging es für Boeing jedoch wieder etwas bergauf. Das Flugverbot für den Krisenflieger 737 Max wurde aufgehoben. Im Dezember wurden 27 Maschinen des Typs ausgeliefert. Zudem wurden 75 neue 737 Max-Jets von Ryanair bestellt - der mit Abstand größte Festauftrag für das Flugzeug seit mehr als zwei Jahren.
Am Dienstag gab zudem die Post-Tochter DHL Express bekannt, acht Frachtflugzeuge vom Typ Boeing 777F geordert zu haben. Darüber hinaus erhielt Boeing eine Bestellung für seinen schon totgesagten Jumbo-Jet 747-8 von der US-Fluggesellschaft Atlas. Boeing hatte im Juli angekündigt, den Bau des beliebten Langstreckenflugzeugs mangels neuer Aufträge nach mehr als 50 Jahren im Jahr 2022 einzustellen.
Analysten prognostizieren, dass Boeing im vergangenen Jahr nur einen Umsatz von 58 Milliarden US-Dollar erzielte. Zum Vergleich: Im Rekordjahr 2018 betrug der Umsatz mehr als 100 Milliarden Dollar. Im laufenden Jahr wird mit einem Boeing-Umsatz von 78 Milliarden US-Dollar gerechnet.
Die Boeing-Aktie konnte sich nach einem vorübergehenden Zahlenschock bis zum US-Handelsschluss am Dienstag leicht ins Plus vorarbeiten. In den kommenden Tagen kommt es darauf an, ob der Boeing-Kurs die 50-Tage-Linie bei 206,50 Dollar verteidigen kann. (Mit Material von dpa-AFX)
Boeing-Flieger werden nach Bewältigung der Corona-Pandemie sicher wieder zu den gefragtesten Flugzeugbauern gehören. Doch es könnte noch Jahre dauern, bis sich die Aufträge in guten Geschäftszahlen niederschlagen. DER AKTIONÄR bevorzugt weiterhin das Papier des europäischen Konkurrenten Airbus.
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